Ein eigenes Sendungsbewusstsein
Lutz Hachmeister war Journalist, Dokumentarfilmer, Sachbuch-Autor, Unternehmensberater, Direktor des Grimme-Instituts — und Gründer des Kölner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM). Bis zuletzt war Hachmeister dort geschäftsführender Gesellschafter, auch wenn sich er längst in neue Projekte gestürzt hatte. »Lutz’ Person entzog sich tradierten Kategorien, sein Schaffen sprengte Silos, ohne sich jemals Opportunitäten oder Moden zu unterwerfen«, so sein Nachfolger im IfM, Leonard Novy.
Der 1959 in Minden geborene Hachmeister promovierte über die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland, bevor er 1987 als Medienredakteur beim Tagesspiegel in Berlin anheuerte. Von dort zog es ihn nach Marl, wo er von 1989 bis 1995 das Grimme-Institut leitete. Eine Zeit der Umbrüche, in der gerade die ersten Privatsender auf der Bildfläche erschienen waren, — und mit dem Internet deutete sich die nächste mediale Revolution an. Als Hachmeister 1991 das heutige »Filmfestival Cologne« unter dem Namen »Cologne Conference« mitbegründete, gelang den Macher*innen gleich ein Coup. Das Festival präsentierte David Lynchs bahnbrechende TV-Serie »Twin Peaks«.
2004 kehrte Hachmeister nach Marl zurück, als seine Fernseh-Doku »Schleyer — Eine deutsche Geschichte« über die Entführung des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten in Köln sowie über dessen Nazi-Vergangenheit und Karriere im Nachkriegsdeutschland mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später feierte seine Doku »Goebbels-Experiment« auf der Berlinale Premiere. Später galt sein Interesse als Filmemacher wie auch als Privatmensch den Spitzenköch*innen, die um die Gunst und Sterne des Guide Michelin ringen. Mit »Grundlagen der Medienpolitik« legte er ein Standardwerk vor, in »Wer beherrscht die Medien?« analysierte er Medienkonzerne, auch schrieb er ein Buch über Hitlers Pressesprecher Otto Dietrich. Von Nazi-Biografien erholte er sich in der Zwischenzeit mit dem Band »Hôtel Provençal«, eine Geschichte der Côte d’Azur, deren Schönheit er literarisch zelebrierte. Zuletzt widmete Lutz Hachmeister sich wieder einem seiner Hauptthemen, dem unheimlichen Verhältnis von Journalismus und Totalitarismus. Im November erscheint »Hitlers Interviews — Der Diktator und die Journalisten«. Zur rechten Zeit ein letzter wertvoller Beitrag. Lutz Hachmeister ist am 26. August im Alter von 64 Jahren in Köln gestorben.