Vollendetes und Unvollendetes
Wie jedes Jahr begeht der Filmclub 813 den Tag der deutschen Einheit und den Tag der Republik mit einem Programm, das den weniger erforschten Ecken der DDR-Filmkultur gewidmet ist. Diesmal mit dem Unterschied, dass TV- statt Kinoproduktionen laufen. DFF statt DEFA. Viel zu entdecken. Nur einmal muss man sich wohl entscheiden. Am 3.10. zeigt das Filmhaus das einzige existierende Material — ein digitalisiertes VHS-Band — von Cētnā Vōrās unvollendetem »Frauen in Berlin« (1982), mit dem die jung verstorbene Gujarati ihr Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen der DDR beenden wollte, aber nicht durfte.
Vielleicht verzichtet man am selben Tag dafür auf Konrad Wolfs »Der kleine Prinz« (1966/1972) im Filmclub 813 und geht erst zu Günter Meyers Kindermusikspiel »Bunnbake« (1976). Schön ist, dass der Filmclub 813 in seiner Auswahl am 4.10. mit Hans-Erich Korbschmitt (»Die Dame und der Blinde«, 1959) und Thomas Langhoff (»Befragung — Anna O«, 1977), am 6.10. Lothar Bellag (»Tull«, 1979) sowie am 7.10. mit Bodo Fürneisen (»Komm mit mir nach Chicago«, 1982) gleich mehrere Generationen von DFF-Handwerkern an den Start bringt. Das ermöglicht einen groben Überblick über die ästhetische Entwicklung des DFF. Herrlich, dass ein Abend (5.10.) Günter Stahnke gewidmet ist, an dem dessen formal erstaunliche Fernsehspiele »Fetzers Flucht« (1962) und »Monolog für einen Taxifahrer« (1962/1990) zu bewundern sind. Im Rahmen der endlosen Euro-Western-Reihe des Filmclub 813 darf man sich in einem Monat voller Kino-Feiertage am 11.10. an einem Juwelchen des Argentiniers Tulio Demicheli erfreuen: »Arriva Garringo« (1970). Der hat allerdings nichts zu tun mit Rafael Romero Marchents im Doppelprogramm zuvor gezeigten »Garringo — Der Henker« (1970), selbst wenn die Titel es insinuieren — internationaler Italowestern-Vertriebsalltag halt. Auch das Japanische Kulturinstitut lässt sich derweil nicht lumpen und verführt zum Dauerbesuch mit einer kleinen Auswahl an Manga-Adaptionen. Am 17.10. läuft Kimura Hisashis »Kamen byōtō — Masked Ward« (2020). Das ist zwar eher eine Adaption von Chinen Mikito 2014 erschienen Roman als von dessen ebenfalls 2020 publizierter Mangaisierung. Aber der Film ist super, und japanische Krankenhaus-Krimis sollte man per se lieben!
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