Von geplanter Kürzung betroffen: Das Freie Forum Theater in Düsseldorf, Foto: Christian Kniep

Aufstand der Freien Künste

Rebellion gegen geplante Mittelkürzungen

Gedrückte Stimmung im Berliner HAU Hebbel am Ufer: Bei einem Pressegespräch Anfang September wurde dort eine Petition vorgestellt, die sich gegen die drastischen Mittelkürzungen im Entwurf des Bundeshaushalts 2025 richtet. Regisseur und Initiator Heinrich Horwitz hat gemeinsam mit namhaften Künstler*innen den Protest ins Leben gerufen. Von den Kürzungen der Bundesregierung sind betroffen: das Bündnis internationaler Produktionshäuser, das komplett leer ausgehen soll, sowie der Fonds Darstellende Künste und der Musikfonds, bei denen jeweils rund fünfzig Prozent der Gelder gestrichen werden sollen.

Mit einem Aufgebot an prominenter Unterstützung, darunter Schauspielstar Sandra Hüller und Pianist Igor Levit, soll die ­Petition Rückenwind bekommen. Vor Ort und in bewegenden Video- und Textbotschaften setzten über zwanzig  Künstler*innen ein Zeichen und appellierten an die Regierung, den Entwurf zu überdenken. Denn wenn diese Kürzungen Realität werden, wird das Kulturleben in Deutschland einen gewaltigen Schlag einstecken müssen.

Das machte auch Horwitz klar, der das Gespräch eröffnete: »In einer Zeit, in der Diversität und Gleichstellung im Fokus stehen, erleben wir gleichzeitig einen gefährlichen Rückschritt. Die Freien Künste sind das Werkzeug, um eine buntere, gerechtere Zukunft zu bauen«, sagte Horwitz.

Genau deswegen sei es unbegreiflich, dass jetzt, wo antidemokratische Kräfte lauter werden, gerade in der Kultur gekürzt werden soll. Alexander Karschnia von andcompany&Co. brachte es auf den Punkt: »Wer bei der Kunst spart, schwächt die Demokratie.« Er erinnerte an düstere Zeiten, als die rechtsliberale niederländische Regierung 2011 das dortige Fördersystem fast komplett zerstörte — eine schmerzhafte Lektion, die zeigt, dass Populist*innen nicht in der Regierung sitzen müssen, um massiven Einfluss zu nehmen.

Auch der Theaterwissenschaftler Nikolaus Müller-Schöll sparte nicht an scharfer Kritik. Die freien Produktionshäuser seien die »Zukunftswerkstätten« der deutschen Kulturlandschaft — Orte, wo Internationalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit gelebt und weiterentwickelt werden. »Nirgendwo sonst kommt die Förderung so direkt bei den Künstler*innen an wie in der freien Kunstförderung«, betonte er.
Es gehe um viel mehr als nur um Geld: Es gehe um die kreative Substanz der gesamten Theater- und Kunstszene.