Alles im grünen Bereich
Der 1. FC Köln und der Grüngürtel — das ist eine unendliche Geschichte. Schon 2020 wollte der Verein die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel bebauen. Das Thema prägte den Kommunalwahlkampf, doch stand eine Mehrheit im Rat der Stadt noch unter dem Eindruck des 2019 ausgerufenen Klimanotstands. Die Pläne eines zweistöckigen Leistungszentrums am Geißbockheim und drei neuer Kunstrasenplätze auf den Gleueler Wiesen liegen wegen einer juristischen Klage von Umweltschutzverbänden momentan auf Eis. Derweil scheiterten auch Versuche von Stadtverwaltung und Politik, den FC nach Marsdorf zu locken — was zwischenzeitlich dazu führte, dass der Großmarkt nicht dorthin verlagert und seine Wiedereröffnung als modernes Frischezentrum zunichte gemacht wurde. Der Großmarkt schließt nun ersatzlos.
Dann kam vor einigen Wochen der Vorstoß des 1.FC Köln mit einem, wie es die PR-Abteilung nannte, »Kompromiss«: Man wolle die Gleueler Wiese vorerst nicht weiter in Beschlag nehmen, stattdessen Fußballplätze umliegender kleiner Vereine modernisieren und mitnutzen. Das Leistungszentrum wolle man auf einer versiegelten Fläche neben der Club-Zentrale Geißbockheim bauen.
Dem haben nun Grüne, CDU und Volt im Rat zugestimmt. Zudem wurde die Stadtverwaltung beauftragt, die Gleueler Wiesen »in ihrem heutigen unangetasteten Zustand planungsrechtlich dauerhaft als Öffentliche Grünfläche festzusetzen.«
Karina Syndicus von Gut und Klimafreunden glaubt nicht, dass der FC sich künftig damit begnügen werde. Das verrate schon die Formulierung des FC, »vorerst« auf einen weiteren Ausbau zu verzichten. Auch Umweltschützer sehen das so. »Die in Aussicht gestellte Planungsrechtsänderung kann jederzeit rückgängig gemacht werden«, heißt es in einer Pressemitteilung des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Köln. Nur ein »öffentlich-rechtlicher Vertrag« zwischen der Stadt und dem FC »wäre eine rechtswirksame Absicherung«; es müsse neu verhandelt werden.
Die PR-Abteilung des 1. FC Köln nennt die neuen Ausbaupläne einen »Kompromiss«
Oliver Seeck von der SPD — er begann seine Rede im Rat mit »Mer stonn zo dir, FC Kölle!« — behauptet hingegen, der 1. FC Köln werde »systematisch hingehalten und ausgebremst«. Außerdem würden durch den jetzigen Beschluss von Grünen, CDU und Volt die Fußballplätze dem Breitensport fehlen, weil sie vom FC mitgenutzt würden, anstatt dass der FC neue anlegen dürfe — etwa im Grüngürtel. Auch der Linken-Politiker Jörg Detjen nannte den vermeintlichen Interessenausgleich »unfair«, denn bis zu tausend Mitglieder von Ballfieber Colonia, DJK Südwest und Blau-Weiß Köln müssten nun ihre Trainingszeiten mit dem FC abstimmen. Zwar ist nun die Verwaltung beauftragt, »zeitnah zusätzliche Trainingskapazitäten zu schaffen«. Doch Ralph Sterck von der FDP kritisierte, dass dafür die Kapazitäten fehlten. »Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, da kann der Rat auch beschließen, dass morgen die Sonne scheint«, so Sterck im Rat.