Tanzoper »creature freedom as utopia — ark« © Daniel Claus Herrmann, Kunstverein Malkasten Düsseldorf, 2023

Vielgliedrig im Flow

Christi Knak Tschaikowskaja sucht die Symbiose

Die Portugiesische Galeere ist eine Quallenart, die nicht aus einem, sondern aus multiplen Organismen besteht, die in dieser symbiotischen Form viel stärker sind, als es jedes einzelne Nesseltier allein wäre. Im Gespräch mit Christi Knak Tschaikowskaja denke ich oft an Portugiesische Galeeren, denn die 1990 in Karaganda/Kasachstan geborene Künstlerin thematisiert immer wieder ähnliche Formen von Kooperation, Kollektiv und Bündnis.

Tschaikowskaja knüpft permanent Seilschaften, mal mit Leinwänden, mal mit anderen mixed-abled Performer*innen. So auch in der von ihr initiierten Tanzoper »creature freedom as utopia — ark«, die am 23.11. im Kunsthafen zu sehen sein wird. Leisa Prowd, Mechthild Kreuser, (Lisa Hellmich), Filu Sampé, Christina Zajber und Inna Lipovets verknoten sich buchstäblich zu einem mehrgliedrigen und Geschöpf: »Die Performance ist stark vom Kontakttanz inspiriert«, erzählt Tschaikowskaja bei einem Treffen in der Kölner Altstadt.

Nicht weit von hier hat sie ihr erstes Kunststudium absolviert, an der KHM. Inzwischen studiert sie in der Klasse von Gregor Schneider an der Düsseldorfer Akademie. In Köln spezialisierte sie sich auf Performance und Film-/Videokunst und drehte in Douz, Tunesien, eine Dokufiktion mit einem Paar, das in der Wüste heiratet. »Yellow«, so der Name des Films entstand mit zwei Performer*innen mit Down-Syndrom (Trisomie 21), die ihre Realitäten im Film wiedergeben.

Heute gehört sie, die selbst »nicht disabled« ist, zum Team des inklusiven Kunsthauses kaethe:k in Brauweiler. Hier hilft sie den Künstler*innen Gabriele Feldhoff und Firat Tagal, wobei »helfen« nicht ganz passend ist: »Das Verhältnis basiert nicht auf einer Begleitung oder Beihilfe, die ich als nicht behinderte Person leiste. Es ist eine Verbindung des Austausches zwischen Künstler*innen. Ohne die symbiotische Beziehung zu Gabi Feldhoff wäre ich nicht zur Malerei gekommen.«

Seitdem nimmt die Malerei ­einen immer größeren Raum in ­ihrem Werk ein. Die expressiven, sehr flüssigen Bilder tropfen förmlich von der Leinwand, Tschaikowskaja sagt: »Sie fließen!« Im Kunsthafen werden die Oper-Tanz-­Performance und einige der Bilder aus den letzten Monaten nun ­erstmals gemeinsam zu sehen sein. Wieder eine symbiotische Beziehung.

»creature freedom as utopia — ark«
Kunsthafen, Bayenstr. 28
Sa 23.11.; Eröffnung ab 14 Uhr, Performance
ab 16 Uhr, öffentliche Proben ab dem 21.11., 12 Uhr