Von Oberhausen in den Spessart
Herausragend im November-Programm des Filmclub 813 ist die Hommage an Walter Krüttner, die traurigste Gestalt unter den vielen Vergessenen, die 1962 das Oberhausener Manifest (»Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.«) signierten. Außerdem bereitet eine gelungene Auswahl von Jules-Verne-Adaptionen Vorfreude. Zunächst: Warum der melancholische Blick auf den »Außenseiter« Krüttner? Krüttner war ein Provokateur, der die Halbheiten der Bonner Republik in kurzen Preziosen wie »Urlaub von der Stange« oder »Es muß ein Stück vom Hitler sein« aufzuspießen wusste. Sie laufen am Donnerstag, 20.11., 20 Uhr zusammen mit weiteren Kurzfilmen und der Episode »Thema Nr. 1« aus »Hütet eure Töchter! Ein dokumentarischer Spielfilm in sieben Fällen«. Dies war der letzte, vom Konkurs der Produktionsfirma Real Film verschluckte Versuch der Altbranche, Anschluss an den Jungen Film der 1960er Jahre zu finden. Mit »Der vorletzte Akt« (Donnerstag, 14.11., 20 Uhr) erinnerte Krüttner über unerwartete Wege an den Holocaust. Sein einziger abendfüllender Spielfilm, »Das Lustschloß im Spessart« (Donnerstag, 28.11., 20 Uhr), war ein Porno. Ein altbundesdeutsches Kinoleben ...
In der Reihe »Voyages extraordinaires par Jules Verne« zeigt der Filmclub 813 Robert Stevensons »In Search of the Castaways« (Mi, 13.11., 20 Uhr), Richard Fleischers »20,000 Leagues Under the Sea« (Sa, 23.11., 20 Uhr) und William Witneys »Master of the World« (Mi, 27.11., 20 Uhr). Drei thematisch-motivisch verwandte, zeitlich nah beieinander entstandene, unterschiedliche Hollywood-Ideen symbolisierende Werke, die zusammen perfekt funktionieren. Chapeau!
Das Japanische Kulturinstitut widmet sich vom 4.11. bis 23.11. den beobachtenden Dokumentarfilmen Sōda Kazuhiros. Sōda nähert sich seinen Sujets nicht, er stürzt sich in sie hinein — ob es um den Alltag auf einer psychiatrischen Station (»Mental«), eine Austernfabrik im Wandel der Zeit (»Oyster Factory«) oder um den Wahlkampf eines unerfahrenen Politikers (»Campaign«) geht — und mitunter lässt er sich mitreißen. Am Donnerstag, den 21.11., kommt er persönlich zur Vorführung von »Die Katzen vom Gokogu–Schrein« in die Filmpalette.
Mehr zu den Programmen: filmclub-813.de und jki.de