Gemeinsamer Briefkasten, verschiedene Vorstellungen: Was nun, Filmhaus Köln?

Krach im Leuchtturm

Filmhaus-Geschäftsführerin Vera Schöpfer ist zurückgetreten, obwohl sie weitermachen wollte

Als es im Herbst in der Geschäftsführung der Dachgesellschaft FK Filmhaus Köln GmbH rumorte, dachte man zwangsläufig an die bewegte Geschichte des Ortes in der Maybachstraße zurück. 2012 meldete das seit 1998 dort angesiedelte Zentrum für Medienbildung, Kinokultur und Filmschaffen Insolvenz an, auch das Gebäude zeigte Verschleißerscheinungen, obwohl es bereits in den 1990er-Jahren saniert worden war. Seit dem neuerlichen Umbau sollte eine andere Struktur das Filmhaus zum kulturellen Leuchtturmprojekt der Stadt machen: Kino, Filmbildung, berufliche Weiterbildung sowie diverse Mieter aus der ­Filmbranche unter einem Dach. Hauptgesellschafter neben den Kino­­betreibern wurden Robert Gross und Peter Hagemann, dessen Firma mibeg den Bereich der beruflichen Weiterbildung vorantreiben sollte. Ankermieter wurden das Filmhaus Kino — und mibeg.

Im Oktober 2021 zeigten sich Vera Schöpfer, damalige Geschäftsführerin der übergeordneten Betreibergesellschaft, und einer der Gesellschafter und Ankermieter, Joachim Kühn vom Filmhaus Kino, im Gespräch mit der Stadtrevue zuversichtlich — trotz der Verzögerungen im Sanierungsprozess unter den erschwerten Umständen der Pandemie. Die Büroräume stünden immer höher im Kurs, viele potenzielle weitere Mieter aus der Filmbranche zeigten sich trotz nicht geringer Miet- und Nebenkosten interessiert. Schöpfer damals: »Man spürt, dass die Szene drauf gewartet hat, dass das Filmhaus endlich wieder da ist.«
Drei Jahre später, Ende Oktober 2024, zog sich Schöpfer aus der Geschäftsführung zurück, nachdem die Hauptgesellschafter Gross und Hagemann sie nach Vorlage des Geschäftsberichts nicht entlastet hatten.

Offizieller Grund: Vertrauensbruch. Daraufhin ging eine Mail aus dem Kreis der übrigen Filmhaus-Akteure ans Kulturamt. Das Schreiben liegt der Stadtrevue vor. »Die Nachricht, dass Vera Schöpfer sich gezwungen sah, ihr Amt als Geschäftsführerin niederzulegen, hat uns zutiefst erschüttert und enttäuscht«, heißt es darin. »Durch das große Engagement von Vera Schöpfer hat sich das Haus zu einer in NRW und bundesweit wirkenden Institution entwickelt. Diese Errungenschaften stehen nun auf dem Spiel!«

Durch das große ­Engagement von Vera Schöpfer hat sich das Haus zu einer in NRW und ­bundesweit wirkenden Institution ­entwickelt. Diese Errungenschaften stehen nun auf dem Spiel Schreiben von Filmhausredakteuren an das Kulturamt der Stadt Köln

Der amtierende Geschäftsführer Dirk Steinkühler sowie Joachim Kühn vom Filmhaus Kino bestätigen Schöpfers Leistungen. Sie äußern Verständnis für die Verfasser der Mail, bleiben jedoch optimistisch: »Es ist sehr bedauerlich, dass sich der Dissens zwischen den Gesellschaftern im Filmhaus nicht lösen ließ. Die Arbeit des Hauses wird aber auch mit dem Wechsel in der Geschäftsführung nicht gefährdet sein.« Schöpfer wiederum benennt mit dem Verweis auf die Konstellation den Knackpunkt: »Ich liebe meine Arbeit im Filmhaus Köln und würde sie sehr gerne mit Gregor Vetten in der kaufmännischen Leitung fortsetzen. Die Gesellschafterversammlung möchte jedoch umstrukturieren und wir sehen in dieser Konstellation keine Perspektive für den jetzigen Weg unseres Leitungsteams. Unter anderen Bedingungen stehen wir jedoch bereit, das Filmhaus Köln auf seinem erfolgreichen Kurs weiterzuführen.« Das Tischtuch zwischen Gross und Hagemann auf der einen und ihr auf der ­anderen Seite ist offensichtlich zerschnitten.

Ähnlich wie Steinkühler und Kühn vom Filmhaus Kino sieht sich auch die Kulturverwaltung zwischen den Stühlen: » Die Zusammenarbeit mit Vera Schöpfer hat sich immer als sehr produktiv gezeigt. Als Förderbehörde kann die Stadt Köln jedoch keine tatsächliche Einflussnahme auf (interne) Personalentscheidungen im Sinne des Gesellschaftsrechts ausüben.« Mit der jetzigen Geschäftsführung bleibe man im Gespräch. Diese muss allerdings auch zeitnah ein neues Konzept für das Filmhaus vorlegen, um die Förderung für das kommende Jahr zu sichern.

Festzustellen ist, dass dem Kulturamt wie schon beim Streit zwischen Kölnischem Kunstverein und Filmclub 813 bloß die Rolle des Mediators und letztlich Zuschauers bleibt. Die Mehrheitsverhältnisse wären im Fall des Filmhauses andere, wenn die Stadt 2021 selbst als Gesellschafterin ­eingestiegen wäre. Tröstlich dürfte es jetzt für keinen der Beteiligten und Betroffenen sein, wenn man schlichtweg konstatieren muss: Aber die Verhältnisse sind nicht so.