Spaß mit ernstem Hintergrund

Mit Humor und im Chor

Das Blonde Cobra Festival bietet Raum für queere, ­experimentelle Formen des Widerstands

Vier befreundete trans* Frauen treffen sich im Café und sprechen über den Cis-Terror, dem sie sich ausgesetzt fühlen. Sie räsonieren, wie sie dagegenhalten sollen. Lieber die Medien kapern, um in Backshows subversive Botschaften zu platzieren oder einfach final übergriffigen Machos den Schwanz abbeißen? »Terror, Sisters!« von Alexis Langlois ist ein fulminanter 30-minütiger Spaß mit ernstem Hintergrund, der realen Anfeindungen und Bedrohungen von trans* Personen mit drastischem wie befreiendem Humor begegnet. Zu sehen ist das Werk im Kurzfilmprogramm »A Black Sun Sets Upon a Violet Desert: French Queer New Wave« auf dem zweitägigen Blonde Cobra Festival im Turistarama.  

»Wir lieben experimentelle und widerständige Formen des Kinos«, erklärt Miri Ian Gossing, die mit Levi Lara Nickel, Lena Mrachacz und Lina Sieckmann das 2019 gegründete und nach einem Meilenstein des queeren Kinos benannte Festival verantwortet. »Das Turistarama ist für uns genau der richtige Ort, auch weil wir uns historisch in der Tradition von XSCREEN sehen, der Experimentalfilmreihe von Birgit und Wilhelm Hein, die hier Ende der 1960er stattfand, als das Kino noch Lupe 2 hieß.« Die Location biete beste Möglichkeiten für Performance, Drag und Film, die auch auf der mittlerweile sechsten Ausgabe des Festivals ausgiebig genutzt werden.

Eingeladen wurde etwa der libanesische Filmemacher Mohamed Sabbah, der mit »Embodied Chorus« einen Langfilm über vermeintlich Unaussprechliches vorlegt: STD — sexually transmitted disease. Wie auch Co-Regisseurin Danielle Davie spricht Sabbah darin über die eigene Geschlechtskrankheit und damit über ein Thema, das mit Scham- und Schuldgefühlen, mit Verzweiflung und Ängsten behaftet ist. Während Davie eine Art filmisches Tagebuch vorlegt, geht Sabbah einen experimentierfreudigen Weg, arbeitet mit langen Naheinstellungen und Mehrfachbelichtungen. Hinzu kommt ein vielstimmiger Chor von Menschen mit STD, bei denen Liebe und Lebenslust in Leid, Schmerzen und Todesangst umschlugen — und der denen eine Stimme gibt, die in ähnlichen Situationen stecken und glauben, sich verstecken zu müssen. Unter dem programmatischen Titel »Everyone’s in a Movie« steigt dann am Samstagabend eine Drag- und Performance-Party. 

Blonde Cobra Festival, Fr, 13.12. + Sa, 14.12., Turistarama, mehr zum Programm unter ­blondecobra.com