Früher war weniger Ironie

Mahnmal des verlorenen Kinos

Eigenartiges, Verblüffendes, Berührendes, ­Verwirrendes

Im Rahmen der Manga-Adaptionsschau des Japanischen Kulturinstituts bleibt Fukuda Yūichis Musical »Wotakoi: Love is Hard for Otaku« (2020) am 30.11. um 14.30 Uhr besonders empfehlenswert. Als kleiner Meister des Populären schafft Fukuda es Film um Film, generischen Materialien unerwartete Seiten abzugewinnen — und zwar stets stilvoll. Im Udo-Kier-Filmprogramm des Kölnischen Kunstvereins zur dortigen Ausstellung »Udo is Love« läuft am 3.12. um 19 Uhr Robert Longos prächtig zeitgeistige William-Gibson-Adaption »Johnny Mnemonic« (1995). Natürlich wird man ihn nie wieder so präsentieren können, wie ein paar Freunde von mir und ich es vor drei Jahren in Helsinki taten, nämlich zeitsynchonisiert – wir zeigten den Film so, dass die am 17.1.2021 spielende Szene genau in der Minute zu sehen war, die im Bild auf einer Uhr angegeben ist. Auch so macht er Spaß, aber anders als der am 10.12. um 19 Uhr zu sehende »Barb Wire« (1996) ist »Johnny Mnemonic« mit der Zeit kaum gewachsen, während David Hogans grundehrlicher, ironiefrei durchgezogener Actionkracher mit Pamela Anderson und Udo Kier in seiner konzisen Klarheit heute wie ein Mahnmal für das verlorene Kino wirkt...
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An eine ebenfalls wohl längst vergessene Kultur erinnert der Filmclub 813 an zwei Abenden: den besonders wertvollen Kurzfilm. Zu bestaunen gibt es Eigenartiges und Verblüffendes, Berührendes und Verwirrendes — mit im Schnitt so um die 12 Minuten Länge. Das Programm am 5.12. ab 20 Uhr ist bundesdeutschen Produktionen gewidmet, zu sehen sind etwa Roland Klicks »Ludwig« (1964), »Die Blonde da oben« (1974) der Schnittmeisterin Jane Seitz sowie »Mauerblume im Ballhaus Paradox« (1968) vom Schriftsteller Rudolf Lorenzen. Das Budget soll Lorenzen der Legende nach beim Preisskat der Berlinale gewonnen haben. Das internationale Kurzfilm-Programm des Filmclub 813 am 6.12. ab 20 Uhr besticht derweil durch obskure Weltklasse. Darunter: US-Nouvelle-Vagueler Denis Sanders’ Bürgerkriegswestern »Time Out of War« (1954), Alexander Jean Seiler und Rob Gnants Experimentalfilmexerzitium zum Lauf des Wassers, »In wechselndem Gefälle« (1962) und Muppets-Vater Jim Hensons »Time Piece« (1965).

Mehr zu den einzelnen Filmprogrammen unter jki.de, filmclub-813.de, ­koelnischerkunstverein.de