Sechs Jahre Planung umsonst? Stadtbahn auf der Ost-West-Achse

Unterirdische Pläne

U-Bahn-Tunnel oder nicht? Darüber hätte der Rat ­abstimmen sollen, aber musste dann doch vertagen

Oben oder unten? Sechs Jahre hat die Politik darum gestritten, ob zwischen Heumarkt und Moltkestraße ein Tunnel gebaut werden soll, um die überlastete Ost-West-Achse der Stadtbahn zu »ertüchtigen«. Sechs Jahre plante die Verwaltung zwei Varianten, weil Grüne und CDU, eigentlich Partner im Ratsbündnis, sich in dieser Frage uneins waren. Keine Woche, bevor die Frage in der Ratssitzung im Dezember entschieden werden sollte, haben CDU, SPD und FDP ein Konzept vorgelegt, das alle Planungen über den Haufen wirft: Ein Tunnel soll kommen, aber ein viel längerer. Er soll von Deutz unterm Rhein hindurch bis nach Melaten führen, ­außerdem soll von ihm ein weiterer Tunnel nach Lindenthal abzweigen, der am Militärring an die Oberfläche kommt, wo die Strecke dann oberirdisch weiter bis nach Frechen führt. Gleichzeitig aber sollen die oberirdischen Gleise in der Innenstadt erhalten bleiben und die KVB-Linien zwischen Sülz, Porz und Mülheim weiter über die Deutzer Brücke fahren.

Damit entspricht das Konzept im Kern dem Vorschlag, den die SPD bereits 2018 gemacht hatte —  den man dann aber verworfen hatte, weil ein Tunnel unter dem Rhein als nicht förderfähig galt.

Nun aber soll Köln mit diesem Tunnel die Grundlage für ein Metro-System bekommen, das nach Ansicht von CDU, SPD und FDP Kennzeichen moderner Metropolen sei. Auch die Grünen hatten an dem neuen Konzept mitverhandelt, ­waren wenige Wochen vor dessen Verkündung aber ausgestiegen.

Deshalb war es nur eine knappe Mehrheit, die im Verkehrsausschuss am 10. Dezember nach hitziger Debatte für den Antrag der »Betonfraktionen« stimmte, wie Lars Wahlen von den Grünen es nannte  — obwohl Verkehrsdezernent Ascan Egerer warnte, mit der Planung bei null beginnen zu müssen. Auch sei völlig offen, ob ein derart langer Tunnel Fördermittel von Bund und Land erhalte.

Es gibt keine Zahlen, die den Bedarf für den milliardenschweren Ausbau belegenMichael Hock, Die Partei

Das Konzept von CDU, SPD und FDP sei lediglich die Vortäuschung einer Vision, sagt Angela Bankert von der ­Linken im Verkehrsausschuss. »Es ­ändert sich nichts an der KVB-Qualität, wenn man eine Linie ­Metro nennt.« Statt alles Geld und Personal in einen Tunnel auf der Ost-West-Achse zu investieren, solle die KVB lieber ihre Streichliste zurücknehmen und wie geplant beispielsweise die Linie 13 ausbauen sowie Flittard und Stammheim anschließen.

Es tue ihm leid, dass dies jetzt wieder Zeit und Geld koste, sagte Ralph Sterck (FDP) im Verkehrsausschuss. »Aber wir bauen für hundert Jahre, das muss also sitzen.« Scheue man nun den Aufwand, dann »wäre das Thema U-Bahn für die kommenden Generationen ­verloren.« »Die Partei« wiederum forderte, aus den Planungen zur Ost-West-Achse ganz auszusteigen. »Es gibt keine Zahlen, die den ­Bedarf für den milliardenschweren Ausbau an dieser Stelle belegen, zudem fehlt eine städtische Gesamtplanung des Verkehrs«, so Ratsmitglied Michael Hock.

Hocks Partei legte nach der Ausschusssitzung eine Beschwerde bei der Bezirksregierung ein. Der sehr ausführliche Antrag hätte nicht beraten werden dürfen, auch weil die Bezirksvertretungen nicht gehört wurden. Sie bekam Recht. Im Rat wurde die Entscheidung dann erneut vertagt  — auf Februar.