Kein Glanzstück
Das hatten sich SPD und CDU sicher anders vorgestellt. Beide Parteien wollten im Dezember ihre Kandidaten für die OB-Wahl 2025 vorstellen und frühzeitig, geschlossen und mit kompetenten Kandidaten in den Wahlkampf starten. Funktioniert hat das mäßig (SPD) bis gar nicht (CDU).
Kandidat der SPD ist Thorsten Burmester. Der 61-Jährige lebt mit seiner Familie im Kölner Süden, war bislang Sportfunktionär, früher Gerhard Schröders persönlicher Referent im Kanzleramt, später in NRW-Ministerien tätig. Burmester bezeichnete sich als jemanden, der bislang »unvoreingenommen« auf die Lokalpolitik geblickt habe. Wirtschaft, Wohnen, Ordnung und Schulen seien für ihn die wichtigsten Themen. »Ich trete an, um solche Hängepartien zu beenden«, sagte er zu aktuellen Ratsdebatten. Seine Fraktion hatte sich zuvor bei der Oper und der Ost-West-Achse für den Wahlkampf positioniert, gegen die Fortführung der Sanierung, für einen Tunnel unter Neumarkt und Aachener Straße.
Die Botschaft lautete »Einigkeit«, doch Schlagzeilen machte Karl Mandl mit einem Patzer
Maria Helmis-Arend, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, attestierte Burmester eine »konstruktive Herangehensweise«. Die Rückmeldung der Basis sei gut. »Meine Generation im Rat hat wirklich keinen Bock auf Grabenkämpfe«, sagte Helmis-Arend. Anders die Reaktion von Burmesters Arbeitgeber: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) stellte ihn mit sofortiger Wirkung als Vorstandsvorsitzenden frei. Die OB-Kandidatur sei nicht abgesprochen gewesen, heißt es. Das dürfte nicht die ganze Wahrheit sein. Präsidium und Vorstand stehen unter großem Druck, olympische Spiele nach Deutschland zu holen — bislang ohne greifbare Ergebnisse. Burmester kritisierte den DOSB: »Arbeitgeber täten gut daran, ihren Arbeitnehmern so eine Kandidatur zu ermöglichen.« Ob sich die Querelen auf seinen Wahlkampf in Köln auswirken, ist offen.
Unbeabsichtigte Wahlkampfhilfe bekam Burmester aber von der Kölner CDU. Eigentlich sollte dort Parteichef Karl Mandl zum OB-Kandidaten gekürt werden. Dann beantragte er auf dem Kreisparteitag Ende November resigniert, die Entscheidung über seine Kandidatur zu vertagen. Eine deutliche Mehrheit der anwesenden Mitglieder stimmte dafür. Wie es weitergeht, ist unklar. »Die Geschlossenheit ist nicht da«, sagte Serap Güler, Bundestagsabgeordnete aus Köln, die zuvor mit anderen CDU-Vorstandsmitgliedern von Mandl abgerückt war. Der frühere Kölner OB Fritz Schramma und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach, beide CDU, sahen in der Kritik an Mandl »Partei-Eliten« am Werk. Aus ihrer Sicht stand Mandl für das Versprechen an die Basis, die CDU deutlich von den Grünen abzugrenzen. »CDU pur« hatte Mandl selbst als Slogan geführt.
Was war geschehen? Vor dem Parteitag hatte Mandl zur Pressekonferenz eingeladen. Mit dabei: der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Oliver Kehrl, dem eigene Ambitionen auf die OB-Kandidatur nachgesagt wurden. Die Botschaft lautete »Einigkeit«, doch Schlagzeilen machte Mandl mit einem Patzer. Er erklärte das Bündnis mit den Grünen im Rat kurzerhand und ohne Rücksprachen für »beendet«. Gemeinsamkeiten seien abgearbeitet.
Die Bündnispartner reagierten geschockt. Mit der CDU-Fraktion stecken Grüne und Volt in schwierigen Haushaltsverhandlungen. »Mandls Äußerungen sind verantwortungslos«, teilte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin mit. Jennifer Glashagen (Volt) sagt: »Wer aus persönlichem Interesse an einem Oberbürgermeisteramt ein demokratisch legitimiertes Bündnis zerschlagen will, der spielt mit dem Feuer.« Mandl ruderte zurück, erklärte gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau, es gebe »keinen weiteren Handlungsbedarf«, sprich: Das Bündnis werde nicht aufgekündigt. Und Kehrl versicherte rasch, »kein Grünenfresser« zu sein.
Es mag sein, dass die Parteibasis mit Genugtuung beobachtet hat, wie Mandl die Partner im Rathaus, insbesondere den von den Grünen unterstützten Verkehrsdezernenten, hart anging. Nachseiner »unglücklichen Pressekonferenz« (Rolf Bietmann, ehemals CDU-Bundestagsabgeordneter), überwogen aber offenbar die Zweifel an Karl Mandl bei den Mandatsträger*innen, dem Vorstand und auch bei vielen einfachen CDU-Mitgliedern.
Die Grünen haben derweil keine Eile mit der OB-Kandidatur: Landtags-Vizepräsidentin Berivan Aymaz und der Kölner Umweltdezernent William Wolfgramm sind als Kandidat:innen im Gespräch. Eine Entscheidung will die Partei aber erst 2025 treffen.