Deep-Sounds auf dem Laufband: Performerin Anna Marienfeld, Foto: Larissa Schmidt

Rave und Revolte

Im Studio Trafique lädt Anna Marienfeld mit »Femme with Gun« zum Feminismus-Rave-Abend

Welche Form weiblichen Widerstandes könnte aufregender sein als ein ausgelassener Rave? In »Femme with Gun« animiert Performerin Anna Marienfeld das Publikum im Studio Trafique zum Tanzen. Sie steht alleine auf der Bühne, hin und wieder nur von einem Spotlight angestrahlt, dann wieder im bunten Diskolicht.

Falsch, sie steht nicht, sie rennt — auf einem Laufband, das sie mal schneller, mal langsamer schaltet und dabei über den Abend hinweg den ein oder anderen Kilometer zurücklegt. Immer wieder stoppt das Band und sie ravt zu harten Deep-Sounds von Musiker Adrian Schwengebecher ihre Wut über die Ungerechtigkeiten weiblicher Diskriminierung aus sich heraus, um sich kurz ­darauf selbst zu unterbrechen und einen Abriss über die Errungenschaften feministischen ­Widerstandes zu rezitieren. Hinter ihr flackern Bilder bekannter ­Täter über eine Leinwand — von Luke Mockridge bis Hitler.

Anna Marienfeld stellt sich die Frage, was Feminismus heute noch bedeutet, ob der Begriff nicht seine Aussagekraft verloren hat, zu widersprüchlich genutzt wird. Sie honoriert den Mut ­zahlreicher Rebellinnen, von
der ­antiken Antigone bis hin zu ­Gisèle Pélicot und ihrem Appell, dass die Scham die Seite zu wechseln habe.

Wer sich mit dem Thema auskennt, erfährt nicht viel Neues an diesem Abend. Zudem ist schade, dass das Laufband über den gesamten Abend nicht von der Stelle bewegt wird. So steht die Performance im Kontrast zu all dem, was weibliche Rebellinnen schon geschafft haben. Denn so sehr sie auch rennt und sich anstrengt, Anna Marienfeld kommt nicht nach vorn.

Trotzdem ist die Idee, Wut und Sorgen weg zu tanzen, sich in einem Rave aufzulehnen, aufregend und innovativ. Das Team rund um Regisseurin Andrea Bleikamp hat alle Voraussetzungen für einen tanzbaren Abend geschaffen. Stühle gibt es fast keine im Saal, das Publikum soll es sich bloß nicht zu gemütlich machen. Wer mag, kann sich zwischendurch ein Getränk an der Bar kaufen.

Anna Marienfeld beeindruckt mit ihrer Ausdauer, die sie ab der ersten Minute nutzt, um auf das Publikum einzugehen, zum Mittanzen aufzufordern und denjenigen zu danken, die es tun. Am Ende bleibt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das Hoffnung gibt, für den weiteren Kampf — denn vorbei ist er noch lange nicht.

Studio Trafique, 20. & 21.2., 20 Uhr