»Baustellenödland«
Rund um das Rathaus wird schon längere Zeit gebaut: Auf der einen Seite wird am Laurenz-Carré gewerkelt, auf der anderen Seite entsteht das Archäologische Quartier mit dem künftigen Jüdischen Museum, dahinter hat der Tiefbau für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums (WRM) begonnen, der ab Mitte 2028 die Fondation Corboud beheimaten soll. Bald folgt die nächste Baustelle: Auch das Haupthaus des Wallraf-Richartz-Museums muss generalsaniert werden. Das Gebäude, das vom Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers geplant und 2001 eröffnet wurde, ist trotz seines geringen Alters schon sanierungsbedürftig. Etliche Mängel an der Fassade, eine nicht ausreichend sichere Schließanlage sowie fehlende Barrierefreiheit müssen behoben werden. Zudem müssen die Wasserleitungen aus Kupfer ersetzt werden, weil Korrosionsgefahr besteht. Außerdem stehen Modernisierungen an: Eine Photovoltaikanlage soll das Museum nachhaltiger machen, dafür müssen Stromleitungen verlegt werden.
Dass es zu umfassenden Sanierungen und Modernisierungen kommen würde, steht seit längerer Zeit fest, die Generalsanierung wurde 2022 beschlossen. Nach einer Bestandsaufnahme, die 2024 abgeschlossen wurde, meldete sich der Kulturdezernent Stefan Charles: Sein Dezernat rechnet mit Kosten in Höhe von 30 Mio. Euro plus einer Risikozulage von 25 Prozent. Dass dies zunächst nur als Meldung an den Rat und nicht als Beschlussvorlage geschah, erhitzte Ende vergangenen Jahres die Gemüter. Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, sprach von einer »Salamitaktik des CDU-Baudezernenten Greitemann«.
Allerdings herrscht unter den Ratsfraktionen Konsens darüber, dass eine Generalsanierung unumgänglich ist. Dass das Museum dafür vom August 2026 bis zum März 2028 schließen muss, finden hingegen nicht alle in der Stadt optimal. Ursprünglich, so berichtete es der Kölner Stadt-Anzeiger, war von einer Schließungsdauer von sechs Monaten die Rede, jetzt sollen es 20 Monate werden. Ein Ausweichquartier soll es nicht geben, die Stadt hält das angesichts des kurzen Sanierungszeitraums für nicht umsetzbar. Der Betrieb des Musems für Angewandte Kunst (MAKK) ist weiterhin eingeschränkt, das Stadtmuseum muss in einem ehemaligen Kaufhaus in der Minoritenstraße auf stark verkleinerter Fläche zurechtkommen, ohne dass ein endgültiger Standort in Sicht wäre, und der Interimsbetrieb des Römisch-Germanischen Museums im Belgischen Haus dauert nun schon mehr als fünf Jahre an, ohne dass die Sanierung des Stammhauses am Roncalliplatz überhaupt begonnen worden wäre. Nun also der nächste Schlag für die Kulturstadt Köln. Maria Helmis-Arend von der SPD befürchtet ein »Baustellenödland«.
Ein Ausweichquartier für das Museum soll es nicht geben. Die Stadt hält das für nicht umsetzbar
Für die Generalsanierung des WRM möchte die Stadt nun mit einem Verfahren arbeiten, das bereits im Schulbau Anwendung findet: dem sogenannten Generalunternehmer. Damit es nicht zu Verzögerungen und Kostensteigerungen wie bei Oper und Schauspiel oder auch der Miqua, dem Jüdischen Museum im Archäologischen Quartier, kommt, sollen sowohl Planung als auch Ausführung der Sanierung in die Hände einer Firma gegeben werden. Anstelle der Stadt Köln übernimmt nur eine Firma die Planung und den Bau, organisiert die verschiedenen Gewerke und kümmert sich um die Administration der Sub- und Nachunternehmer.
So sollen die Ressourcen der Stadt geschont und der Verwaltungsaufwand verringert werden. Anders als die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung können Generalunternehmer im Fall von Fehlplanungen oder Baumängeln auch in Regress genommen werden.
In der Bauwirtschaft ist jedoch bekannt, dass Generalunternehmer für ihre Koordinationsleistungen einen Aufschlag von bis zu 20 Prozent berechnen. Außerdem muss erst einmal eine Firma gefunden werden, die diese Aufgabe übernehmen möchte. Die Ausschreibung hierfür läuft bis ins dritte Quartal 2025. »Sollte keine wirtschaftliche Vergabe möglich sein«, heißt es im Ratsbeschluss zur Generalsanierung, »wird unmittelbar auf die Abwicklung mit Einzelplanern und Teil-Generalunternehmern bzw. Einzelvergaben gewechselt.« Damit läge die Koordination der Sanierung des Wallraf-Richartz-Museums wieder bei der Stadt Köln. Eine weitere Verzögerung samt längerer Schließungszeit kann in diesem Fall niemand ausschließen.