Total verbrückt
In diesem Jahr jährt sich zum 50. Mal die Eingemeindung der Stadt Porz nach Köln. Die Stadtspitze nennt das Jubiläum aber »50 Jahre Stadtbezirk Porz«, denn das Thema Eingemeindung ist heikel. In Porz wächst wieder der Unmut, weil Kölner Stadtrat und Verwaltung zu oft Porzer Interessen ignorieren würden. Die Eingemeindung, hört man in Porz oft, habe vor allem Nachteile gebracht. Der FDP-Politiker Ralph Sterck, kein Porzer, erinnerte in der Ratssitzung Mitte Februar an den ehemaligen Baudezernenten Bernd Streitberger, der gesagt habe, dass ein Bürgermeister von Porz niemals zugelassen hätte, dass die Porzer Innenstadt so herunterkommt, wie es die Stadt Köln nach der Eingemeindung 1975 zugelassen habe.
Anlass dafür war eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung, die enge Fußgängerbrücke über die Hauptstraße im Porzer Zentrum nicht zu verbreitern — obwohl dies bislang immer in Aussicht gestellt worden war. Der Rat aber stimmte der Beschlussvorlage gegen die Stimmen von SPD, FDP, Klimafreunde/GUT und Thor Zimmermann zu. So spart sich Köln das Geld für Porz und eine bessere Verbindung zwischen Rheinufer und Porzer Zentrum.
Während die Stadt in Porz den einst weitläufigen Friedrich-Ebert-Platz, an dem über Jahre ein leerstehendes Hertie-Warenhaus vergammelte, mittlerweile mit drei Gebäuden für Konsum und Wohnen zur »Revitalisierung« bebauen lässt, hört eben diese »Aufwertung« nun zum Rhein hin auf: Jedenfalls wird der Zugang über die Hauptstraße zum Rheinufer, das selbst OB Henriette Reker, sonst selten in Porz, das schönste von Köln nennt, nicht verbessert und bleibt ein Nadelöhr. Die Verwaltung rechtfertigt das mit den hohen Kosten, die ein Gutachten, das eine Verbreiterung der Brücke untersucht hat, ermittelt hatte.
Eben dieses Gutachten wird unter anderem von der Initiative Bündnis Porz-Mitte kritisiert. Für Sprecher Klaus Schäfer ist klar, dass die Verwaltung die Politik in der Entscheidungsfindung manipuliere, indem nicht alle möglichen Varianten geprüft wurden. Schäfer spricht von »Gefälligkeitsgutachten« und »Wortbruch« gegenüber den Porzern, denen in mehreren Beschlüssen eine Verbreiterung der Brücke zugesagt worden sei. Tatsächlich sagt die Verwaltung nun, die freie Sichtachse zum Rhein und eine »Aufwertung« lasse sich auch allein mit einer »Neugestaltung der Brückenoberfläche« erzielen, indem dort platzierte Pavillons entfernt würden — die Verbreiterung sei also gar nicht nötig und außerdem zu teuer.
»Man lässt also einfach nur die teuersten Varianten einer Brückenverbreiterung prüfen — um dann zum Schluss zu kommen, dass es zu teuer sei«, sagt Schäfer. Dass selbst CDU und Grüne in der Porzer Bezirksvertretung dieser Argumentation folgten, zeige wieder einmal, dass sie nicht vorrangig Porzer Interessen vertreten würden. »Jetzt kann man das Geld dank der Mehrheit der Porzer BV halt wieder in Rodenkirchen, Lindenthal oder Nippes ausgeben«, so Klaus Schäfer.
Die Verwaltung lässt nur die teuersten Varianten der Brückenverbreiterung prüfen, um dann zum Schluss zu kommen, dass es zu teuer seiKlaus Schäfer, Bündnis Porz-MItte
Die Porzer SPD-Fraktion hatte in der Sitzung Ende Januar noch Fachgespräche und eine neue Untersuchung gefordert, wie eine Verbreiterung der Brücke »unter Verzicht auf zusätzliche Gründungsmaßnahmen«, also neue Fundamente, günstiger möglich sei. SPD-Politiker Lutz Tempel, selbst Bauingenieur, hält eine einfachere, weitaus kostengünstigere Konstruktion für möglich. Doch auch davon wollten Grüne und CDU in Porz nichts wissen, ganz so wie ihre Parteifreunde zwei Wochen später im Kölner Rat bei der endgültigen Entscheidung.
Wie Schäfer sieht auch Tempel nicht, dass Porzer Interessen im Kölner Rat ausreichend berücksichtigt würden. »Es sind so viele Porzer Themen, die seit Jahrzehnten nicht vorankommen, etwa die Verlängerung der KVB-Linie 7 in den Porzer Süden — egal, wer den Oberbürgermeister stellt.« Doch während sich in anderen Stadtteilen Protest rege, bleibe der in Porz oft aus. Warum? »Ich glaube, die Porzer Bevölkerung ist mittlerweile müde«, sagt Lutz Tempel.
Unterstützung für Porz kam dann doch noch im Stadtrat. Bei der entscheidenden Ratssitzung warb Karina Syndicus von Klimafreunde/GUT in einem Änderungsantrag für die Brückenverbreiterung. Darin heißt es: »Lange Zeit wurden der Stadtteil Porz und seine Bewohner:innen durch die Politik der Stadt Köln mit wenig Aufmerksamkeit und städtebauliche Liebe bedacht. Diese Zeit soll jetzt vorbei sein.« Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.
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