Schwertfische für das Nachkriegsglück
Ein bis zum Bersten gefülltes Fischernetz, Meeresgetier tummelt sich, es ist ein Gewusel an maritimen Elementen, auf vier großen Stelzen aufgebaut. Der Gothaer Brunnen am Kaiser-Wilhelm Ring ragt inmitten der Parkanlage aus einem im Winter wasserleeren Bassin empor. Er ist eher wuchtig, trotz unterbrechender filigraner Elemente, die sich an der Oberfläche abzeichnen und er erscheint grau mit der fein-grünlichen Patina angelaufener Bronze. Das Netz lässt sich noch an manchen Stellen erahnen, Spitze Ecken und Formen stehen an allen Seiten ab, geben dem Brunnen eine Schroffheit und lassen ihn markant in der kleinen Stadtoase wirken.
Elisabeth Baumeister-Bühler schuf den Brunnen, gestiftet wurde er 1971 von der Gothaer Versicherung, die nach der Gründung der DDR ihren Hauptsitz von Thüringen an die Kölner Ringstraße verlegt hatte. Gegenüber dieser Zentrale entstand der neue Brunnen als Nachfolger des Vater-Rhein-Brunnens von Adolf von Hildebrandt. Aufgrund der jüdischen Herkunft des Bildhauers hatten die Nationalsozialisten den alten raumgreifenden Steinbrunnen bereits 1939 abgerissen. Baumeister-Bühler, die erste Bildhauerin der Dombauhütte, arbeitete ab 1958 unter Willy Weyres am Kölner Dom. Mit dem Gothaer Brunnen schuf sie ein Werk, das die Wassersymbolik des Vorgängers aufgriff und ließ eine unausgesprochene Reminiszenz an die Stadt Köln vor dem Zweiten Weltkrieg entstehen.
Seinen Charme entfaltet das Monument im Kontext seiner Umgebung, die mit Bäumen gesäumte kleine Parkanlage vor dem Hintergrund der Altbauten in der Nachbarschaft. Im Winter wirkt der Brunnen so nackt wie die Bäume ohne ihre Blätter. Das Grau der Figuren und Formen verschmilzt mit dem Grau der interatmosphäre. Dies könnte zu einer verklärten, romantischen Szenerie eines Films passen.
Die zahlreichen Details und Ausarbeitungen wecken Neugier. Diese Spannung entsteht trotz der wuchtigen und rauen, irgendwie eigenwilligen Erscheinung des Brunnens. Richtig schön ist er vielleicht nicht, aber er ist ein Bindeglied zwischen urbanem Leben und Ruheort inmitten dessen. Die Künstlerin schuf mit dem Brunnen ein Werk, das die Verbindung Kölns zum Rhein und die Bedeutung des Wassers für die Stadt betont.