»Alle müssen sich damit beschäftigen«
Frau Block, der Stadtrat hat im Februar eine Verpackungssteuer für Köln beschlossen, unter anderem für Einweg-Verpackungen in der Gastronomie. Gute Idee?
In unserer Brust schlagen zwei Herzen. Uns ist klar, dass Gastronomie ressourcenintensiv ist. Sie verbraucht viel Energie, produziert Abfälle, nicht nur Wertstoffe. Als Bürgerin dieser Stadt weiß ich auch, dass im Stadtraum viel Müll, insbesondere von Take-away-only-Läden, rumliegt. Wir sind uns als Branche unserer Verantwortung für Nachhaltigkeit und Ressourcen bewusst. In Tübingen ist durch eine vergleichbare Besteuerung der Verpackungsmüll auf den Straßen um 35 Prozent zurückgegangen. Wenn wir zu einer solchen Entwicklung in Köln beitragen können, werden wir das tun.
Für die Betriebe könnte es allerdings teuer werden.
Die Besteuerung, die im Gespräch ist, ist relativ hoch. Wenn zum Beispiel eine Pommes-Schale mit 50 Cent besteuert wird, mit Besteck sind es 70 Cent, dazu ein Becher — das läppert sich. Diese finanzielle Belastung sorgt uns. Aber sie ist nicht unsere größte Sorge.
Sondern?
Die Bürokratie! Die Stadtverwaltung wird ein Konzept erarbeiten, wie die Verpackungssteuer umgesetzt werden soll. Ich habe keine großen Hoffnungen: Die Lösung wird kompliziert! Bürokratie ist für gastronomische Betriebe schon heute eine riesige Herausforderung. Umso wichtiger wäre, wenn es für die Verpackungssteuer eine gute unbürokratische Lösung geben wird. Die monetären Einbußen sollten sich auf die reine Besteuerung beschränken. Man sollte nicht noch Angestellte brauchen, die das Ganze umsetzen. Es gibt dabei einige Fallstricke, Gefahr der doppelten Besteuerung und die Frage, ob sich daraus am Ende die gewünschte Veränderung ergibt.
Das klingt, als wären Sie gern einbezogen worden.
Natürlich hätten wir unsere Bedenken gerne vorab mit der Politik besprochen. Ich finde auch den Zeitpunkt der Einführung ungünstig. Durch die Mehrwertsteuer-Anpassung Anfang 2024 und die Nachwirkungen der Corona-Zeit ächzt unsere Branche. Gerade schließen viele tolle Läden, weil sie zwar gute Umsätze machen, aber kaum Gewinne.
Wen wird die Steuer besonders treffen?
Alle werden sich mit dem Thema beschäftigen müssen, besonders treffen wird es aber Betriebe mit viel oder ausschließlich Take-away-Geschäft. Nach einem Wochenende liegt der komplette Ring voll mit dem Einweg-Verpackungen von amerikanischen Fast-Food-Ketten, die fast nur in Take-away-Schalen servieren — auch wenn man im Haus isst! Diese Läden werden ihre bisherigen Versuche mit Mehrweg deutlich intensiveren müssen. Sonst ist die Verpackungssteuer für ein Menü so hoch wie der Preis für den Konsumenten.
Ich habe keine große Hoffnung: Die Lösung wird kompliziertMaike Block, IG Kölner Gastro
Die Lösung wären Mehrweg-Systeme.
Angebote wie von Recup oder Vytal sind beliebt, haben sich aber noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Ich verspreche mir von einer Verpackungssteuer, dass die Vermarktung und Verbreitung von Mehrweg-Lösungen noch mal anzieht. Auf Seiten der Gastronomie ist das eine Frage des Handlings. Ich hoffe, dass die Anbieter da noch stärker werden, damit die Belastung nicht so stark auf den Betrieben liegt.
Der Großteil der Gäste scheint allerdings auch nicht überzeugt von Mehrweg.
Natürlich wäre es wunderbar, wenn jeder Gast Tupper-Dose oder Schraubglas mitbringen würde. Aber viele sind daran gewöhnt, dass es convenient ist. Sie genießen eine gewisse Bequemlichkeit. Hinzu kommt: Gerade wer Fastfood isst, hat sich in der Regel vorher nicht viele Gedanken darüber gemacht. Das passiert oft spontan. Man darf übrigens nicht vergessen: Es ist nicht die Gastronomie, die den Müll auf die Straße schmeißt, es sind die Gäste. Im besten Fall führt eine Verpackungssteuer zum Change, dass mehr Menschen darüber nachdenken, was mit Wertstoffen passiert, die man wegschmeißt oder entsorgt. Das könnte vor allem passieren, wenn Betriebe die Kosten auf die Gäste umlegen.
Rechnen Sie damit?
Manche Betriebe werden gar nicht anders können. Die Branche befindet sich an einem empfindlichen Punkt. Die Betriebe haben wirtschaftlich nicht mehr viel Luft. Allerdings kommen auch viele Gäste an ihre Grenzen. Man kann die Preis-Schraube nicht unendlich weiterdrehen. Und wir wollen nicht, dass Essengehen und Essenholen etwas für die obere Spitze wird. Das war immer ein gesellschaftlich verbindender Faktor. Das soll auch so bleiben.