Verbrecher mit Glamour
»Heist« ist ein Wort, für das es keine richtige Übersetzung ins Deutsche gibt. Klar, lässt sich nachschlagen, dann findet man »Raub« oder »Raubüberfall«, aber so richtig passt das nicht, weil die minutiöse Vorbereitung solch eines Verbrechens fehlt, die für die Bedeutung im Englischen so wichtig ist — zumindest wenn es um Krimiunterhaltung geht. Die Freude am heist movie liegt darin, zu verfolgen, wie ein möglichst unmöglich scheinendes Verbrechen geplant wird, und wie es dann wider alle Sicherheitsmaßnahmen gelingt — oder scheitert.
Der Filmclub 813 feiert im April dieses wunderbare Subgenre, das in den 60er Jahren vor allem in Europa, aber auch den USA schwer en vogue war — was einem viel erzählt über die Zeit, und was man sich so vom Kino erwartete. Der Modellfilm des Subgenres entstand allerdings schon in den 50er Jahren: Jules Dassins »Rififi« (1955); hier gelingt das Verbrechen, aber da die Diebe zu gierig sind und einander das Geld nicht gönnen, endet alles tragisch.
Während Film-noir-Meister und Kommunist-im-Exil Dassin in seiner Inszenierung eine gewisse sinistre Strenge mit diskreten Lehrstückaspekten verbindet, bestachen spätere Juwelen wie Marco Vicarios »Die sieben goldenen Männer« (1965), Giuliano Montaldos »Top Job« (1967), Norman Jewisons »Thomas Crown ist nicht zu fassen« (1968) und Antonio Isasi-Isasmendis »An einem Freitag in Las Vegas« (1968) durch eine gewisse Pop-Art-Grandezza — bunt, bizarre Formen, dabei berauschend verspielt. Insbesondere »Thomas Crown ist nicht zu fassen« wird zu einem spektakulären Triumph des reinen Stils — pure Oberflächenpoesie, in der Form und Inhalt auf das Faszinierendste miteinander verschmelzen.
Wem das alles zu fluffig ist, sollte lieber das Japanische Kulturinstitut beehren, denn da gibt es harte Kost: Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges wie auch in Anerkennung der Verleihung des Friedensnobelpreises 2024 an Nihon Hidankyō, der Japanischen Konföderation der Atombomben- und Wasserstoffbombenopfer, darf man unter dem schönen Titel »Der Wert des Erinnerns« eine Reihe von Meisterwerken zum Thema erinnern oder entdecken, darunter Kon Ichikawas Remake seines eigenen Klassikers »Die birmanische Harfe« (1985) und Kaneto Shindos »Sakuratai 6. August« (1988). Der Eintritt ist wie immer frei. Die Reihe geht bis in den Mai, dann mehr dazu!
Infos: filmclub-813.de, jki.de