Comeback des Geballers
Um mal einen persönlicheren Ansatz zu wählen: Ich erinnere mich noch gut daran, wann und wo ich zum ersten Mal die großartige Band Squid gehört habe.
Damals lebte ich noch in Paderborn, putzte mir gerade die Zähne und durchforstete währenddessen Online-Musikmagazine. Auf der legendären Website Pitchfork stieß ich auf die News, dass die mir noch unbekannte Post-Punk-Band Squid nun einen Plattenvertrag bei Warp habe und gerade ihre neue Single »Narrator« veröffentlichte. Weil ich es immer spannend finde, wenn Rockbands bei einem Electro-Label unter Vertrag stehen, schaute ich mir sofort das Musikvideo zu »Narrator« an — und wurde völlig weggeblasen: paranoide Brüll-Vocals, Math-Rock-Gitarren, robuste Krautrock-Rhythmen. Dass der Drummer außerdem der Hauptsänger ist, gefiel mir ebenfalls. Sofort war ich Fan und zeigte meinen Mitbewohnern, auf was ich da gestoßen war.
Wenig später erschien dann »Bright Green Field«, das fantastische Debütalbum von Squid. Hier zeigte sich, wie facettenreich diese Band eigentlich ist: Neben hüpfendem Post-Punk-Geballer gab es darauf auch meditative Momente und dystopische Gesellschaftsanalysen. Mit meiner Faszination für Squid war ich spätestens jetzt nicht mehr alleine, viele meiner besten Freunde wurden ebenfalls zu Fans. 2022 besuchten wir gemeinsam das Haldern Pop Festival — es war bis heute meine beste Festivalerfahrung, weil so ziemlich die gesamte britische Post-Punk-Szene zum Line-up gehörte. Und eben auch Squid, deren Konzert das Highlight darstellte. Unglaublich intensiv war das, die Band improvisierte und driftete in psychedelische Klangexperimente ab. Das Publikum war in purer Ekstase.
Ihr zweites Album »O Monolith« (2023), welches ich für das Kaput Magazin rezensieren durfte, gefiel mir leider weniger. Plötzlich klang die Band ein wenig prätentiös, die Songs waren sperrig, der Cleverness von Squid fehlte es auf »O Monolith« an Spaß. »Too smart for it’s own good«, schrieb ich damals.
Doch: Hallelujah, das jüngst veröffentlichte Drittwerk »Cowards« ist wieder britischer Post-Punk vom Feinsten! Die Krautrock-Grooves klingen wieder fetter, alles in allem ist die Platte weniger verkopft und dafür emotionsgeladener. Jeder einzelne Song auf »Cowards« — die Platte hat außerdem ein tolles Konzept und handelt vom menschlichen Umgang mit Angst — ist saftig, knusprig und druckvoll, wie ich in meiner Albumkritik für die Stadtrevue geschrieben habe. Das wird live sicherlich ganz hervorragend funktionieren. Ich werde dort sein. Bis dahin!