»Ökonomisierung des Persönlichen« von Jonas Zorn

Ein Buchtipp der Stdtrevue

Manchmal versteht man die Ökonomie besser, wenn man sich ihr von der Seitenlinie nähert. Das macht auch der Philosoph Jonas Zorn in seinem Essay »Ökonomisierung des Persönlichen«. In ­diesem fragt er sich, welche Spuren die instrumentellen Tausch­beziehungen des Kapitalismus in unserem zwischenmenschlichen Miteinander hinterlassen haben. Wir »investieren« in eine Partnerschaft und erwarten, dass gleiche Taten mit gleichen Taten ausgeglichen werden anstatt etwas für die Partner:innen um ihrer selbst zu tun.

Zorn erklärt dies mit den ideologischen Anstrengungen, die neo­liberale Thinktanks seit den 70er Jahren unternommen haben, alle ­Lebensbereiche als Kosten-Nutzen-Rechnung zu sehen. Dem gegenüber stellt er die Kritik der Frankfurter Schule an der instrumentellen Vernunft kapitalistischer Gesellschaften. Am Ende gibt er noch ein paar Tipps, wie man seine eigenen Beziehungen entökonomisieren kann. Nichts Neues für Theorienerds, aber die besondere Qualität dieses Buch ist seine Niedrigschwelligkeit. Dieses Buch kann man vielen Menschen in die Hand drücken. Und das ist gut: Was darin verhandelt wird, ist zu wichtig, um es kleinen Zirkeln zu überlassen.

Reclam, 96 Seiten, 7 Euro