Trash mit Kunstsinn
Besser war das Programm der Fantasy Filmfest Nights schon lange nicht mehr: 18 Werke laufen insgesamt, davon sind vier meisterlich, nämlich »Kung Fu in Rome«, »The Gesuidouz«, »Jimmy and Stiggs« und »The Weekend«, sowie drei weitere ausgesprochen erfreulich, als da wären »Clown in a Cornfield«, »Redux Redux« sowie »Locked«.
Der eine unverpassbare Film der Auswahl ist »Kung Fu in Rome«. Regisseur Gabriele Mainetti ist besessen von ostasiatischer Populärkultur, wobei er sich in seinen ersten beiden Werken, »Lo chiamavano Jeeg Robot« (2015) und »Freaks Out« (2021), darauf beschränkte, diese Inspirationsquelle allein mit inhaltlichen wie formalen Reverenzen zu feiern. Mit »Kung Fu in Rome« wagt er sich ein Schritt weiter, indem er seine in der italienischen Hauptstadt verwurzelte Martial-Arts-Geschichte teilweise auch in einem mehr mythischen denn real(istisch)en China spielen lässt und die Dialoge entsprechend zum Teil in Mandarin sprechen ließ. Das Ergebnis ist ein großartiges Beispiel für Kampfkunst als lingua franca des Genrekinos. Dass der Film einfach so in Italien ins Kino kam ohne vorherige Festivalpräsentation, sagt einiges über den Zustand dieser Sphäre.
Für »The Weekend« dürfte dagegen seine Premiere im vergangenen Jahr beim New Yorker Tribeca-Festival sehr wichtig gewesen sein. Ist das doch die einzige Art, wie Filme aus Nigeria, wo eine der größten Filmproduktionskulturen der Welt beheimatet ist, jenseits der eigenen Landesgrenzen im Kino sichtbar werden. Regisseur Daniel Oriahi hat sich für seine Fabel vom Fluch der Herkunft gestalterisch allerdings so manche lokale Eigenart in Bezug auf Spiel, Szenenentwicklung sowie Tempo verkniffen, um so den Film für ein internationales Publikum zugänglicher zu machen.
Kenichi Ugana scheint dagegen bei »The Gesuidouz« eher den gegenteiligen Ansatz verfolgt zu haben: Seine Horror-Punk-Komödie ist so japanisch wie möglich, bis zum letzten Klischee und darüber hinaus. Denn das liebt man überall auf der Welt. Aber auch Trash kann schön sein, selbst wenn er mit Kunstansinnen antritt (»Jimmy and Stiggs«) oder auch einfach nur als ambitionsfrei-sauberes Handwerk (»Locked«). Der Weg zum Glück ist breit.
Do 8.5.–So 11.5., Residenz, Infos: fantasyfilmfest.com