»Man kann in Köln größer denken«
Sie haben im vergangenen Herbst von der Film- und Medienstiftung NRW einen Preis für Ihr Lebenswerk bekommen, mit Anfang 50. Mittlerweile sind zu Ihren beiden Kinos in Wuppertal noch das Metropolis und das Rex am Ring in Köln dazugekommen. Das klingt nicht, als wollten Sie sich auf den Lorbeeren ausruhen. War es schon immer Ihr Plan oder Traum, nach Köln zu expandieren?
Auf jeden Fall, ich habe einige Jahre in Köln gewohnt und kenne die Kinolandschaft sehr gut. Aber der Markt hier ist klein. Es gibt nicht so viele Kinos wie etwa in Berlin oder München. Dass Frau Laakmann, der das Rex und Metropolis gehörten, aufhören wollte, war ein Glücksfall für mich. Seit dem vergangenen August habe ich ihr schon unter die Arme gegriffen, Anfang März habe ich beide Kinos komplett übernommen.
Wie unterscheiden sich Wuppertal und Köln vom Publikum?
Man kann in Köln für jeden Film ein Publikum finden, weil es hier großstädtischer ist, das geht in Wuppertal nicht mehr. Man kann hier viel größer denken, viel breiter. Man kann mehr ausprobieren, ohne dass man das Gefühl hat, da kommt keiner.
Wobei auch in Köln, anders als in Berlin, längst nicht jeder Film läuft, der in Deutschland startet, auch weil bestimmte erfolgsversprechende Filme auf vielen Arthouse-Leinwänden parallel laufen.
Das möchte ich aufbrechen. Ich habe schon ein paar Filme nicht gespielt, die dann die Kollegen alle gespielt haben. Ich scheue mich auch nicht zu experimentieren. Als einziges Kölner Kino habe ich zum Beispiel den Film »Rabia« gezeigt, über eine Französin, die in Syrien in den Dschihad ziehen will. Der hat nicht die großen Zahlen gemacht, aber es war ein Publikum da. Natürlich müssen wir Tickets verkaufen, wir sind ja ein wirtschaftlicher Betrieb, aber wir werden nicht immer nur das spielen, was alle anderen auch spielen.
Natürlich müssen wir Tickets verkaufen, wir sind ja ein wirtschaftlicher Betrieb, aber wir werden nicht immer nur das spielen, was alle anderen auch spielen
Das Metropolis hatte früher das Alleinstellungsmerkmal, Originalfassungen zu zeigen. Das machen mittlerweile alle Kinos. Das Rex war früher ein One Dollar House, ist es aber seit dem Umbau und der Neueröffnung 2017 nicht mehr. Wie sehen Sie in Zukunft die Identitäten der beiden Kinos?
Ein Beispiel: Das Metropolis ist das einzige Kino in Köln, das aktuell noch »The Brutalist« täglich zeigt. Das erklärt ein bisschen, wo es hingeht.
Durch die Masse an Filmen, die jede Woche starten, entsteht ein Verdrängungswettbewerb.
Als Kinobetreiber ist man natürlich bemüht, den neuesten starken Film zu zeigen. Aber das führt dazu, dass auch vielleicht ältere Filme aus dem Programm verschwinden, die eigentlich noch Potenzial haben. Das ist einer der Ansätze: Filme, die man einfach gesehen haben muss, lange auszuwerten und dafür auf andere zu verzichten. Früher wäre »Captain America« etwa im Metropolis gelaufen, den habe ich nicht ins Programm genommen. Im Rex will ich ein Programm haben, das alle anspricht, von 0 bis 99 sozusagen. Das Rex sehe ich auch nicht als reines Arthauskino, sondern als Kino, wo einfach guter Film stattfinden soll. Ich habe auch schon Kung-Fu-Filme aus Hongkong dort gezeigt. Das hat funktioniert.
Das Metropolis ist ziemlich in die Jahre gekommen und es gilt auch nicht unbedingt als sauberstes Kino in Köln. Was ist in der Hinsicht geplant?
Die Sauberkeit hat sich jetzt schon deutlich verbessert. Zwischen den Vorstellungen war zu wenig Zeit eingeplant und es gab auch zu wenig Personal. Wir haben außerdem alle Projektoren komplett durchchecken lassen und unsere Software, die alle technischen Abläufe steuert, gewechselt, um weniger Pannen zu haben. Im Metropolis werden wir durch eine andere Lichtkonzeption und Farben neue Akzente setzen. Und wir werden die Produktpalette an der Theke optimieren.
Das Rex wurde zwar vor zehn Jahren renoviert und umgebaut, aber im Stil eines Schachtelkinos, wie man es aus den 70er, 80er Jahren kannte.
Natürlich hat Frau Laakmann wirtschaftlich gedacht, aber alle Säle sind gut, selbst oben die beiden kleinen mit 34 und 47 Plätzen. Die haben eine tolle Leinwand mit im Verhältnis zum Saal großem Bild. Der Ton ist überall gut, in Kino eins gibt es mittlerweile Dolby Atmos. Wenn Saal sechs mit den 47 Plätzen voll ist, dann sagen die Leute nicht, das war mir zu eng oder so was. Das besondere Kino-Gemeinschaftserlebnis hat man auch dort, und das finde ich sehr wichtig.