Abmahnung nötig

Der Umgang mit dem NSU-Mahnmal ist ­enttäuschend

Auf dem übergroßen Plakat von Investor Gentes an der Ecke Keupstraße und Schanzenstraße steht es schon: das Mahnmal für die NSU-Opfer. Aber am 21. Jahrestag des Nagelbombenanschlags ist sein Bau noch weit entfernt. Erst 2028 werden die Bauarbeiten dort so weit fortgeschritten sein, dass mit der ­Realisierung des Mahnmals begonnen werden soll. Das ist ein beschämender Umgang mit den Opfern rassistischer Gewalt.
Zur Erinnerung: 2016 hatte der Rat einen Entwurf des Künstlers Ulf Aminde für das Mahnmal ausgewählt: eine Bodenplatte, die den Grundriss des Friseursalons nachbildet, vor dem 2004 die NSU-Nagelbombe explodiert ist. Mithilfe einer App soll dazu die Geschichte rassistischer Attentate in Deutschland erzählt werden. Neun Jahre später ist nichts davon realisiert. Noch schlimmer: Man hat nicht den Eindruck, dass das Mahnmal von Anfang an mit dem nötigen Ernst bedacht wurde. Erst durch den Druck von Betroffenen und antirassistischen Aktivist:­innen konnte die Stadt Köln 2021 dazu gebracht werden, das Mahnmal am ursprünglich geplanten Ort zu realisieren. Die Verwaltung wäre lieber den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hätte das Mahnmal auf einem anderen Grundstück errichtet.

Warum ist der digitale Teil des Mahnmals nicht längst fertig, damit Schulklassen etwas über den NSU erfahren können?

Warum ist zudem der digitale Teil des Mahnmals nicht längst fertig, so dass Schulklassen aus ganz Deutschland auf ihren Köln-Besuchen etwas über den NSU erfahren können? Schließlich gehört Rassismus zum Erfahrungsschatz vieler Schüler:innen und ihrer Familien und sie verdienen, dass diese Erfahrungen anerkannt werden. Der NSU ist ein trauriges Kapitel deutscher Geschichte und nichts, was sich beschämt verschweigen lässt. Denn die Bereitschaft zur Auseinandersetzung ist in Teilen der Zivilgesellschaft längst da. Schon heute gibt es Menschen, die ihren Bildungsurlaub auf der Keupstraße verbringen, um etwas über das interkulturelle Köln und seine Geschichte zu lernen. Getragen wird diese ­Bildungsarbeit bislang von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Wenn die Stadt Köln nun erklärt, dass für einen temporären Bildungsort zum NSU kein Geld da sei, wirkt dies nicht wie eine Wertschätzung dieser Arbeit.

Der Umgang mit dem NSU durch deutsche Behörden ist für viele Menschen in Köln ein Symbol dafür, wie mit ihnen umgegangen worden ist. Es ist nur angemessen, ihren Ent­täuschungen nicht noch eine weitere hinzuzufügen.