Die ganze Welt im Veedel
Seit fast vierzig Jahren gibt es in Ehrenfeld das Allerweltshaus, ein interkulturelles Zentrum als »Ort der Begegnung und Solidarität« mit Sozialberatungen, Beratung von Geflüchteten, mit Sprachkursen und Bildungsarbeit, aber auch als Ort für migrantische Selbstorganisation. Rund dreißig Initiativen sind in dem offenen Haus aktiv. Der Verein setzt sich für Antirassismus, Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit und interkulturellen Austausch auf Augenhöhe ein.
Doch 2022 musste man den angestammten Standort an der Körnerstraße verlassen, der Mietvertrag lief aus. OB Henriette Reker habe sich dann persönlich für einen neuen Standort in Ehrenfeld eingesetzt, betont Eva Schaaf aus dem Vorstand. So habe man dann in das alte Schulgebäude an der Geisselstraße ziehen können, das zuletzt als Unterkunft für Geflüchtete diente. Hier soll nun die Zukunft dauerhaft gesichert werden. Das Allerweltshaus ist die erste soziokulturelle Initiative, die einen Erbpachtvertrag mit der Stadt abschließen wird: Die Immobilie bleibt im Besitz der Stadt, aber das interkulturelle Zentrum kann sie nutzen und ist damit an diesem Standort für die nächsten achtzig Jahre gesichert.
Überhaupt habe die Anerkennung für die Arbeit des Allerweltshauses bei Politik und Verwaltung immer weiter zugenommen, sagt Sophie Hennis vom Vorstand beim Gespräch vor Ort. Längst sei sie selbst so verbunden mit dem Projekt und seinen Zielen, dass sie und die vielen anderen Engagierten gar nicht mehr motiviert werden müssten, weiterzumachen. So beschreibt es auch Eva Wernecke, die hier die langjährige Literaturreihe »Stimmen Afrikas« mitorganisierte.
Rund ein halbes Dutzend Menschen sind derzeit im Haus festangestellt, teils nur zeitweise, für Projekte. Alles Übrige wird ehrenamtlich geleistet. Fördergelder für die zahlreichen Projekte zu beantragen, ist dabei ein wesentlicher Teil der Arbeit, um die Angebote zu sichern, so Ludger Deckers vom Vorstand. Doch trotz der breiten Anerkennung brauche das Allerweltshaus weiter Unterstützung. Um die Arbeit weiterzuführen und das Angebot ausbauen zu können, gibt es noch viel zu tun auf den drei Stockwerken und im großen Innenhof. Am drängendsten sei Barrierefreiheit, Brandschutz und die Renovierung der Sanitäranlagen, so Deckers — mit Kosten von rund 1 Mio. Euro. Doch zunächst brauche man 100.000 Euro, die über eine Spendenaktion eingesammelt werden sollen. Die Solidarität sei groß, sagt Deckers, aber es sei noch nicht geschafft. Die Spendenaktion läuft noch bis zum 9. Juli.
Infos zum Allerweltshaus und zur Spendenkampagne auf allerweltshaus.de