Genresprengend: Phil Tsoungui wird auf dem Deutschen Jazzpreis spielen, Foto: Wikipedia

Der beste Überblick

Der Deutsche Jazzpreis wird in Köln verliehen

Der 2021 erstmals verliehene, von der Bundesregierung gestiftete Deutsche Jazzpreis steht durchaus exemplarisch für die neu ­gewonnene Bedeutung des Jazz in Deutschland. Er ist ein internationaler Preis und viele der Preisträger der letzten Jahren repräsentieren tatsächlich die aufregende und wagemutige Musik der Gegenwart, die Jazz gerne sein möchte. Gefeiert werden also Dynamik und Aufbruch — und überwiegend junge Musikerinnen und Musiker. Wer wissen möchte, wie es um den Jazz steht, für den hält die Preisverleihung einen repräsentativen Überblick parat.

Natürlich gibt es auch im Jazz einen Underground, natürlich wird man unter den Nominierten Namen vermissen, die es doch längst verdient hätten … aber erstens ist das unvermeidlich; und zweitens darf man gerne konstatieren, dass die Grenzen zwischen Underground und »repräsentativem Jazz« durchlässig sind. Überraschungen gibt es immer wieder.

Seit 2024 ist der Deutsche Jazzpreis in Köln beheimatet, zuvor wurde er in Bremen im Rahmen der Fachmesse (auch das gibt es!) Jazz Ahead verliehen. Dass er nach Köln gewandert ist, unterstreicht die Bedeutung der Kölner Jazzszene — nota bene: ihre weltweite Bedeutung. Zahlreiche Musiker und andere Jazz-Aktivisten aus Köln waren (und sind) unter den Nominierten und Gewinnern. Insgesamt gibt es 22 Kategorien, davon zehn für Musiker, aber auch solche für Venues, Platteneinspielungen und schließlich für Jazz-Journalismus.

An den letzten Preisverleihungen wurde kritisiert, dass zu viel geredet und zu wenig gehört wurde — nämlich Jazz. Das soll dieses Jahr anders werden. Drei aufregende Live-Acts sind ein­geladen: Der Pianist Nduduzo ­Makhathini und die Sängerin Omagugu Makhathini führen die großartige Tradition des südafrikanischen Jazz fort — bezeichnenderweise mit einem kühnen Rückgriff auf traditionelles Zulu-Liedgut. Die beiden Percussionisten Philo Tsoungui und Ludwig Wandinger sprengen in jeder ­Hinsicht Instrumental- und Genre-Grenzen, eigentlich ein Unding, ihre Musik auf den Begriff Jazz einzugrenzen — aber versteht man Jazz als Idee, als futuristische Vision, dann passt der ­Begriff vielleicht doch für ihre komplexe Musik.

Schließlich das kosmopolitische Kollektiv Sonic Interventions, das den Anspruch hat, Global Jazz zu spielen. Beheimatet ist die Beinahe-Big-Band in Berlin. Berlin — unter den Jazz-Städten Kölns ­Gegenspielerin? Aber nicht doch. Der Ton in der Jazz-Community ist kollegial und freundlich. Wie man auf der Preisverleihung ­erfahren wird.

Fr 13.6., E-Werk, 18.30 Uhr Tickets sind nur in limitierter Anzahl ­erhältlich. Die Veranstaltung wird auch gestreamt auf: deutscher-jazzpreis.de