»Es wird ungemütlicher«
Das Bonanzafest für trans und nicht-binäre Kunst und Performance wurde 2022 ins Leben gerufen, seit 2023 wird es von einer künstlerischen Leitung aus der trans Community gemeinsam mit einem divers besetzten Team organisiert. Ein Gespräch mit zwei Mitorganisator*innen, Jespa und Taly, darüber, was das Bonanzafest ausmacht und warum die Repräsentanz von trans- und nicht-binärer Kunst und Performance gerade jetzt besonders wichtig ist.
Was macht das Bonanzafest in euren Augen besonders?
Taly: In dieser Form gibt es kein zweites Festival wie das Bonanzafest! Wir bringen internationale Künstler*innen nach Köln und schaffen einen Begegnungsraum für trans und nicht-binäre Menschen, sowie für Interessierte.
Jespa: Weil wir ein Festival veranstalten, bei dem alle willkommen sind, ermöglicht das Bonanzafest einen besonderen Perspektivwechsel. Wir kuratieren und organisieren aus einem Blickwinkel, von dem aus Trans und Nicht-Binarität als Norm im Raum existieren — das ist ein ziemlicher Augenöffner für viele Besucher*innen.
Was bedeutet der Festival-Name?
Jespa: Das erste Festival 2022 haben Will Saunders und Hans Diernberger in der Comedia organisiert. Im Englischen bedeutet ’bonanza’ ein Ereignis, das einen plötzlichen Zuwachs an Glück
zur Folge hat.
Weil wir ein Festival veranstalten, bei dem alle willkommen sind, ermöglicht das Bonanzafest einen besonderen Perspektivwechsel (Jespa)
Trotz Nominierung des Kölner Kulturrats in der Kategorie »Junge Initiative« habt ihr jetzt entschieden, das Festivalformat nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen — wie ist es dazu gekommen?
Jespa: Das hat mehrere Gründe. Es gibt zwar eine finanzielle Förderung, für die wir dankbar sind, aber hauptsächlich engagiert sich unser Team ehrenamtlich: Das Festival entsteht aus der Community heraus und ist dadurch ständig im Flux. Taly und ich sind zwei von wenigen aus dem Team, die nicht nur ehrenamtlich für Bonanza arbeiten. Das ist ähnlich in anderen freischaffenden Strukturen, aber die aktuelle Gesamtsituation der trans und nicht-binären Community macht natürlich etwas mit der Intensität unserer Arbeit.
Taly: Mit Gesamtsituation meint Jespa das, was gerade weltweit an Veränderungen durchgesetzt wird: die Restriktionen gegen trans und nicht-binäre Menschen, die seit Anfang 2025 in England und USA beschlossen wurden, gehen unsere Community enorm an. Das gilt es neben dem Ehrenamt emotional zu balancieren.
Ihr spielt auf das Urteil in Großbritannien an, nach dem das biologische und nicht das soziale Geschlecht im Gleichstellungsgesetz maßgeblich ist?
Jespa: Genau, in Großbritannien gab es den Beschluss, dass Transfrauen keine Frauen sind und deswegen keine öffentlichen Frauen-WCs mehr benutzen dürfen. Und in den USA kann es unter Umständen als Ordnungswidrigkeit ausgelegt werden, öffentlich trans zu sein. Es wird insgesamt ungemütlicher — aber für trans- und nichtbinäre Personen insbesondere, weil wir de facto an verschiedenen Stellen verboten werden.
Taly: Die Sichtbarkeit von und Räume für trans und nicht-binäre Kunst ist im Moment umso bedeutender. Uns ist wichtig zu sagen, dass das Bonanzafest auch ohne das Festivalformat stattfindet. Wir sind auf jeden Fall bei der Cologne Pride dabei, dort können wir in Kontakt kommen. Später im Jahr wird es einen Künstler*innen-Vernetzungstag mit Performances geben. Außerdem haben wir für November eine Ausstellung mit Begleitprogramm geplant, zum Thema »Respectability Won’t Save Us, But We Will«. Das wird wie eine Mini-Edition des Festivals.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft vom Bonanzafest?
Jespa: Ich wünsche mir, dass das Fest so international bleibt, wie es bisher gewesen ist. Bei uns treffen so viele Einflüsse aufeinander, die Neues entstehen lassen! Und ich wünsche mir, dass unsere Veranstaltungen — obwohl natürlich das Künstlerische im Vordergrund steht — immer auch ein Begegnungsraum bleiben.
Taly: Und, dass das Fest eine Plattform und ein Experimentierraum bleibt, für die Kunst. Ein Ort, an dem Menschen sich ausdrücken können. Auf Englisch lässt sich das Ziel unseres Festivals gut auf den Punkt bringen: »We’re not here to explain ourselves, but to express ourselves.«
Bonanzafest bei der ColognePride am 6.7., Mehr Infos zu Bonanza auf bonanzafest.de und Instagram