Musik unter der Lupe: Darius Jones Foto: Ebru Yildiz

Rituale, Bilanzen, Reflexionen

Ein Überblick über das Programm der Monheim Triennale (2.–6. Juli)

Das Konzept der Monheim Triennale dürfte in unseren Breitengraden einzigartig sein: Das Festival fokussiert sich auf 16 ­Signature Artists. In einer ersten Runde — im »Prequel« — stellen sich diese Musikerinnen und Musiker, Komponisten und Klangkünstlerinnen als Solisten und in spontan gemeinsamen Ad-hoc-Ensembles vor. Das war letztes Jahr. Jetzt, in der zweiten Runde, bringen sie ihre eigenen Projekte und Bands mit. Eingebettet ist das Festival in ein Gesamtprogramm, das nicht nur auf dem Festivalschiff stattfindet, sondern in ganz Monheim.


Die queere Posaunistin Selendis Sebastian Alexander Johnson stellt am 3.7. ihr Projekt »Reflections on the German Revolution (1918~1919, and more)« vor, was vielversprechend klingt. Interessant dürfte der
Kontrast zu »Hubris«, dem Ensemble-Stück von Oren Ambarchi werden (ebenfalls am 3.): angelegt ist es als eine Art Lebensbilanz dieses großartigen Musikers zwischen Drone und Minimal-Improvisation zu verstehen.


Der Jazz-Innovator Darius Jones führt mit »Samesoul Maker« (5. und 6.7.) eine Komposition für menschliche Stimme auf: »Ich bin besessen von Ritualen, einfachen Dingen und ihrer Bedeutung für eine Gesellschaft. Der Sinn des Stü­ckes ist, dass es ein Ritual ist, im Grunde eine Meditation, die jeden Tag stattfinden sollte«, gibt Jones zu Protokoll. Die Posaunistin Shannon Barbett, Abgesandte der Kölner Jazz-Szene, führt mit »How Much Is The Moon?« ebenfalls ein Werk auf, das zahlreiche ihrer lang erprobten kompo­sitorischen Ideen zusammen­führt und verdichtet — Weltpremiere.


Dagegen ist das »Piano Solo« der queeren Künstlerin Terre ­Thaemlitz (5.7., in der Villa am Greisbachsee) ein Kontrapunkt im Festival: eine Meditation über Verweigerung und sozio-musikalische Interventionen, die sich dem Event-Charakter zu entziehen trachten. Ebenfalls als Solistin — in Interaktion mit »intelligenten« Maschinen — ist Anushka Chkheidze, die in der Monheimer Altstadtkirche (4.7.) sich mit der dortigen Orgel auseinandersetzen wird. Klangsynthesen stehen auch im Mittelpunkt von Heiner Goebbels’ Projekt »The Mayfield«, das zugleich eine Auseinandersetzung mit postindustriellen ­Zuständen ist.


Seit 2021 haben die Programme der Monheim Triennale eine außergewöhnliche Atmosphäre zwischen ausgelassenem Festival und Musik-Seminar geschaffen. Das exzellente Programm in diesem Jahr verspricht nicht nur Fortsetzung zu sein, sondern die Konzentration noch zu steigern.