Freude am Frivolen: französisches Kinoplakat zu »Blues — Liebe, Mord und Eifersucht«

Mit Cadillac und Bettelsack

Beim Filmclub 813 trifft Swinging Schwabing auf Ruhrpott-Lässigkeit

Das Löbliche an der schier end­losen monatlichen Italowestern-Schau des Filmclub 813 ist, dass man auch Werke zu sehen bekommt, die wegen ihres schlechten Rufs sonst nirgends laufen. Das mag man für eine eigentümliche Aussage halten, aber um den Umgang mit, und nicht die Bewertung der Vergangenheit des Kinos sollte es einer Institution wie dem Filmclub 813 gehen. Man weiß dort allerdings, dass sich die beiden Ende Juni gezeigten ­Werke besoffen besser betrachten ­lassen, weswegen es zum Einlass Whiskey gibt — hoffentlich Fusel, zum Sujet passend.


Los geht es mit Osvaldo ­Civiranis Meta-Meta-Schwank »Die Söhne der Dreieinigkeit« (1972), in dem sich die proletarische Einheitsfront des italienischen Kinos, bestehend aus den Darstellern Franco Franchi und Ciccio Ingrassia, über das Genre an sich lustig macht, da hier nicht nur Bud Spencer und Terence Hill ­verarscht werden, sondern alle möglichen Italowestern-Gestalten von Django bis Sartana. Ja, die ­Parodie einer Parodie — und  das auch noch als ­Farce über die Aufstiegsfantasien der ­Unterschicht im italienischen Nachkriegsboom-Delirium. Das wagen sich nur die ­Tapfersten. Bruno Corbucci belässt es im darauffolgenden »Alle für einen — Prügel für alle« (1973) bei einer Verseppelung von ­Alexandre ­Dumas’ »Die drei Musketiere« (1844). Im Juli gibt’s zwei Obskuritäten: Michael ­Geimers »Die toll­kühnen Penner ­ mit ­Cadillac und Bettelsack« aka »Komm in die Wanne, Schätzchen« (1971), ein Fundstück der Oase-Film GmbH aus Essen. Wie so ­viele Oase-­Produktionen besticht auch diese durch eine Mischung aus Swinging-Schwabing-Laissez-faire und grundsympathischer Pott-Lässigkeit, der kein Scherz zu blöd ist und keine Idee zu abgehoben. Kino aus dem Handgelenk. Geimer, Neffe des Bühnentitans ­Gustav Gründgens, sollte danach nur einen weiteren Langfilm ­machen: den Porno »Sock It to Me, Baby« (1976). Eine bundesdeutsche Kinokarriere.


Wobei: Auch in Frankreich kann man schnell mal die Laufbahn-Idealkurve nicht kriegen. Ein Beispiel ist das Schaffen von Jean Josipovici, dessen angenehm eigenartiger Hybrid aus ­Krimi und Musikfilm, »Blues — Liebe, Mord und Eifersucht« (1956), eines von nur einer ­Handvoll Werke ist, die er in ­unregelmäßigen Abständen ­zustande brachte. Einzige ­Konstante: Die Freude am ­Frivolen. Ein Sympathieträger.


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