Auf ins Phantasialand!
Köln ist Event-Stadt, klar. Sogar in der Stadtverwaltung ist längst das Partyfieber ausgebrochen. Dort heißen Partys aber Betriebsfeier und werden in einem Mix aus Achtsamkeitsjargon und Beamtendeutsch unter »wertschätzende Maßnahmen« rubriziert. Und weil Wertschätzung hier mit Steuergeldern finanziert wird, interessieren sich dafür die städtischen Rechnungsprüfer. In zwei internen Berichten, die der Stadtrevue vorliegen, zeigt sich, dass man in der Stadtverwaltung auch zu feiern weiß — insbesondere bei den Bühnen der Stadt.
Nun könnte einem schon der der gesunde Menschenverstand sagen, dass etwa knapp 18.000 Euro für ein »Spielzeitabschlusss-Grillen« mit Kölsch, Wein und »Mate Spritz 6,5%«, bei dem 600 T-Shirts (»Forever Schauspiel«) und »530 Paar bedruckte Socken zum Verschenken« in Rechnung gestellt werden, Fragen aufwerfen, ob das nicht eine allzu verschwenderische Wertschätzung mittels Steuergeldern ist — zumal im Jahr 2024, das im Zeichen der städtischen Haushaltskürzungen stand.Aber da Unklarheiten über die Regelungen bestanden, handelte man nach Gutdünken — und Partylaune. Die war offenbar groß.
Die Bühnen verjubelten von 2022 bis 2024 knapp 180.000 Euro, Premierenfeiern nicht mitgerechnet. Allein im Jahr 2022 schmiss man sechs Partys für gut 68.000 Euro. Los ging’s mit dem »Frühlingsfest«. Die Party mit DJs, Live-Band, »Event-Modulen« wie »Human Kicker XXL (inkl. Moderation)« und »Retro-Sonnenbrillen« schlug mit knapp 29.000 Euro zu Buche, deklariert als »Teambuildingmaßnahme«. Weiter ging es mit einem Sommerfest im Juni (rund 13.000 Euro), »Spielzeitabschluss-Grillen« im Juli (rund 8.600 Euro), »Grill-Auftaktfest« im August (rund 18.000 Euro). Die Weihnachtsfeier mit 30 Leuten muss dann eher zahm gewesen sein: »4 × Früchtepunsch, 20 × Glühwein, Abhol-Service« sowie »diverse Speisen aus einem Imbiss« kosteten die Stadt letztlich nur rund 160 Euro.
Überhaupt informieren die Prüfberichte auch über kulinarische Vorlieben: Feinkost-Canapés haben ausgedient, man gibt sich bodenständig, grillt, wann immer es geht. Dann fließen Kölsch und Wein in Strömen, zur Grundierung gibt es Bodenstädniges wie »Kartoffelsuppe mit Mettwurst« oder »Mini-Frikadellen mit Kartoffelsalat«.
Auch im zweiten Bericht, der im gleichen Zeitraum dienststellenübergreifend 70 Stichproben nahm, zeigten 20 der wertschätzenden Maßnahmen»Auffälligkeiten«. Man erfährt, dass die 16 Mitarbeiter des Verkehrsdezernats im Phantasialand Weihnachten feiern wollten und sich dann noch am »Dinnerbuffet im Restaurant des Phantasialandes« stärkten (960 €). Die Dienststellenleitung befürwortete das aufgrund »des hohen Drucks, dem die Kolleg*innen täglich dienstlich ausgesetzt sind«.
Insgesamt ziehen die Rechnungsprüfer das Fazit, es bestehe »bezüglich der Verwendung städtischer Mittel für Weihnachtsfeiern und ähnliche Veranstaltungen dringender Regelungsdarf«. Sie stellen auch fest: »Die Handhabung erfolgt in den Dezernaten und Dienststellen sehr unterschiedlich.«
Die Berichte machten ihn fassungslos, sagt Volker Görzel, der für die FDP-Fraktion im Rechnungsprüfungsausschuss sitzt. »Also nichts gegen Wertschätzung für Mitarbeiter — aber regelmäßig Partys, das ist dann vielleicht doch etwas viel.« Auch bei den anderen Parteien lösten die Prüfberichte Kopfschütteln aus. Das Fehlen einer eindeutigen Regelung könne die teils horrenden Kosten nicht rechtfertigen, heißt es etwa.
Aber wie geht es nun weiter? Die Verwaltung habe schon die Forderung nach einer einheitlichen Regelung für wertschätzende Maßnahmen umgesetzt, sagt der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses Jörg Detjen (Linke) und kündigt an: »Wir werden nicht locker lassen. Uns fehlt die kritische Aufarbeitung aus der Kulturverwaltung!« Wenn die dann vorliegt, wird man in der Verwaltung sicher noch mal darauf anstoßen.