UN-Konventionsgerechtigkeit
»Wir wollen ernst genommen werden! Wir wollen uns weiterentwickeln dürfen! Wir wollen unsere Kunst weiterentwickeln!« Filip Mijo Livaja ruft seine Forderungen in ein Megafon, von wo sie über die Dillenburger Straße erst durch Kalk wabern und dann in ganz Köln widerhallen.
Livaja ist einer der Künstler, die Ende Juni bei einer Impromptu-Kunstaktion lauthals darauf aufmerksam machen, was der immer als tolerant behaupteten Stadt Köln bis heute fehlt: Ein Ort, an dem Künstler*innen mit Beeinträchtigung oder Behinderung die Möglichkeit zur (Weiter-)Bildung haben. Damit ist Köln nicht allein, denn bislang gibt landesweit keine Institution, die einen inklusiven Zugang zur künstlerischen Bildung anbietet. Dabei besagt die UN-Behindertenrechtskonvention unmissverständlich, dass »Menschen mit Behinderungen das Recht auf Bildung, einschließlich Weiterbildung [...] eingeräumt werden muss«.
Der Standort Dillenburger Straße ist nicht zufällig für die Kunstaktion gewählt, denn hier wird gerade daran gearbeitet, dass diese Ungerechtigkeit ausgebügelt wird. Triebfeder hierfür ist, wie so oft in den letzten Jahren, das inklusive Kunsthaus KAT18 und der angeschlossene Kubist e.V. Bereits vor zehn Jahren entstand die Idee des Kunst- und Bildungshauses »X-SÜD«, was damals noch für die — bekanntermaßen bis heute nicht verwirklichte — Parkstadt Süd erdacht wurde. Vor sieben Jahren entwickelte man dann im städtischen Werkstattverfahren Ideen für den sogenannten Osthof auf dem Gelände der Hallen Kalk.
Aktuell wird die untere Etage vom Berliner Architekt*innen-Kollektiv »raumlabor« für die besonderen Zwecke eines Kunsthauses umgebaut, in dem künstlerisch Begabte unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten zusammen lernen können. Dazu gehören neben einem barrierefreien Zugang auch Raumaufteilungen, die die Bedürfnisse nach kollaborativen Arbeitsformen und Ruhepausen berücksichtigen.
Kunsthaus KAT18-Leiterin und Co-Bauherrin Jutta Pöstges betont: »Hier wird ein lang gehegter Traum wahr. Nach und nach werden wir das alte Gewerbegebäude umbauen und schon bald sollen hier nicht nur die ersten Ausstellungen stattfinden, sondern vor allem sechs neurodivergente Künstler*innen ihre Atelierplätze beziehen können.« Dafür werde gerade ein Call vorbereitet. Der übernächste Schritt sei dann die Installation einer akademischen ausgelagerten Kunstklasse für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Es wird die erste ihrer Art in Deutschland werden.