Queere Liebe in Kopenhagen: »Sauna« von Mathias Broe

Sex, Tod und Wiedergeburt

Das Queerfilmfestival macht in Köln Station

Für ihren Spross haben sich die gut situierten Eltern Studium und Karriere vorgestellt, doch Enzo mangelt es anscheinend an Ehrgeiz, was besonders seinem Vater missfällt. Oder warum fängt der 16-Jährige im südfranzösischen Hochsommer an, auf einer Baustelle zu jobben? Ein männliches Vorbild und mehr findet der Junge dort in seinem älteren Kollegen Vlad aus der Ukraine.

Der im April 2024 verstorbene Laurent Cantet (»Die Klasse«) verbindet in seinem letzten Drehbuch jugendliche Identitätssuche mit Weltpolitik. »120 BPM«-Regisseur Robin Campillo, langjähriger Kollaborateur und Freund Cantets, inszeniert den Film mit der ihm ganz eigenen queeren Sen­sibilität. »Enzo« ist einer der herausragenden Beiträge des Queerfilmfestivals, das vom 4. bis 10. September im Filmhaus und in der Filmpalette stattfindet und von Dokudrama über Satire bis hin zu Dating-Studien ein breit­gefächertes Programm anbietet.

Eröffnet wird das Festival mit gleich zwei Filmen: dem herrlich überdrehten animierten Sci-Fi-Musical »Lesbian Space Princess« und dem Liebesdrama »Sauna« über den promisken Johan, der in einer Kopenhagener Homo-Sauna arbeitet und sich in William verliebt, einen trans* Mann, was nicht jeder in Johans cis-schwulem Umfeld versteht. 

Am 8. September wird Regisseur*in Jan Eilhardt den autobiographischen Film »Janine zieht aufs Land« vorstellen: Janine, die als genderfluide Person ins Geburtsdorf zurückkehrt, wird dort mit den Geistern der Vergangenheit konfrontiert. Eilhardt verbindet in dem Film Spielszenen mit VHS-Aufnahmen aus der eigenen quee­ren Jugend. Ein selbstbewusstes filmisches Statement, das nachhallt.

Zwei Filme widmen sich jeweils entspannt-explizit höchst unterschiedlich Begegnungen und Bindungen schwuler Männer. In Lucio Castros »Drunken Noodles« hütet Kunststudent Adnan in Brooklyn eine Katze in der Wohnung seines Onkels und macht auf dem Smartphone Typen für Sexdates klar. In Jun Lis Schwarzweiß-Reigen »Queerpanorama« imitiert ein junger Mann in Hongkong bei Dates die Identität seines jeweils letzten Typen.

Und auch das Urgestein der Schwulenbewegung, der 82-jährige Filmemacher Rosa von Praunheim, ist umtriebig wie eh und je. In »Satanische Sau« spießt er sein eigenes wildes Leben ­parodistisch auf — Sex, Tod und Wiedergeburt inklusive. Ein ­höllisches Vergnügen.

Infos: queerfilmfestival.net