Aufruhr in Dellbrück
Eigentlich ist Dellbrück das Rodenkirchen unter den rechtsrheinischen Stadtteilen. Es gibt Feinkostgeschäfte an der Hauptstraße, gepflegte Altbauten und viele ältere Damen, die ihren Nachmittag im Eiscafé verbringen. Und doch steigt seit längerem schon der Unmut in Dellbrück.
Da ist der Marktplatz, der neu gemacht werden soll. Der Beschluss ist elf Jahre alt, passiert ist nichts. Der Thurner Hof, ein ehemaliges Rittergut und Wahrzeichen im Viertel, ist zwar nach vielen Jahren endlich fertig saniert, steht aber immer noch leer, und noch immer kann die Stadt nicht sagen, was damit geschehen soll. Im August meldete die Lokalzeitung, eine Jugendgang halte das Veedel in Atem. Die Jugendlichen würfen Steine auf die Bahn, Böller auf Hausfassaden und legten Feuer auf Spielplätzen. Viele Ältere trauten sich abends nicht mehr aus dem Haus! Nicht, dass er das gutheißen würde, sagt Werner Wilkens. »Aber wenn ich hier jung wäre«, sagt Werner Wilkens, bei dem das schon länger nicht mehr der Fall ist, »würde ich auch eine Bande gründen!«
Es ist aber etwas anderes, was bei Wilkens und anderen Dellbrückern das Fass zum Überlaufen bringt: Das Viertel hat den Anschluss an die KVB-Linie 18 verloren. Seit dem 15. September fährt die 18 zwar wieder über die Mülheimer Brücke, endet aber bereits am Herler Ring in Buchheim. Wer nun von Dellbrück zum Hauptbahnhof oder Ebertplatz fahren will, muss in Buchheim umsteigen. Wilkens gründete mit anderen die Initiative »Ohne die Linie 18 ist alles Banane«, mehr als 14.000 Menschen unterschrieben eine Petition gegen die Streckenverkürzung.
Einen Stadtbahnwagen kauft man nicht im Geschäft nebenanGunther Höhn, KVB
Die Übergabe der Unterschriften an Lino Hammer, den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, sowie Gunther Höhn von der KVB, findet an einem Freitag Nachmittag Ende August am Mühlenbrunnen statt, gleich an der KVB-Haltestelle Dellbrücker Hauptstraße. Nebenan im Eiscafé Forum staunen die Gäste nicht schlecht, als sich Hunderte Menschen rund um den Brunnen einfinden und ein Chor das Lied »Heute fährt die 18 nur bis Herler Ring« anstimmt. Anschließend werden in aller Ausführlichkeit die Kommentare unter der Online-Petition vorgetragen. Wie zwei Schuljungen, die zum Direx zitiert worden sind, hören sich Hammer und Höhn die Beiträge an, anschließend bedankt Hammer sich höflich, und auch Höhn von der KVB darf ein paar Worte sagen. »Seit drei Jahren muss ich öfters unschöne Botschaften überbringen«, sagt Höhn. Man habe den Fahrplan ausdünnen müssen, weil das Personal fehlte, doch nun sei man »auf der Zielgeraden«, das Personalproblem zu lösen. Bei der Linie 18 aber sei das anders: Es gebe nicht genug Fahrzeuge! »Einen Stadtbahnwagen kauft man nicht im Geschäft nebenan«, sagt Höhn. »Das Stadtbahnproblem dauert leider länger.« Wie lange, kann man bei der KVB nicht sagen. Anstelle der Linie 18 fährt nun die 13 bis nach Thielenbruch, dazu weiterhin die Linie 3. »Schauen Sie mal nach Dünnwald oder Zündorf, da fährt nur eine Linie, aber Sie in Dellbrück haben immer noch zwei!«, ruft Höhn. Doch damit kann er die Dellbrücker nicht besänftigen. Und selbst der Kölner Stadtrat hat Zweifel: In der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses wird die Linie 18 wieder Thema sein.