Eingang zur Selbstverwaltung: Das KunstWerk

Vom Schalter zum Werk

Das KunstWerk in Mülheim feiert 30-jähriges Bestehen

Von der Euphorie in den 90er ­Jahren getragen, den Leerstand einstiger Fabrikgebäude kreativ zu nutzen und umzugestalten, entstand unter dem Namen »Kunstschalter« 1995 ein Freiraum für Kreative und Künstler*innen an der Deutz-Mülheimer-Straße 115. Aus dieser ­Initiative in der ehemaligen ­Gummifädenfabrik entwickelte sich, was heute Deutschlands größtes selbstverwaltetes Künstler*innenhaus ist: das KunstWerk. Der unter Denkmalschutz ­stehende Industriebau an der Zoobrücke bietet rund 80 Ateliers, Werk­stätten und zahlreichen Musikstudios den Raum, der andern­orts knapp ist.  

Als Verein eine wichtige Konstante der Kölner Off-Szene, ist das KunstWerk seit nunmehr drei Jahrzehnten ein Ort lebendiger künstlerischer Produktion wie auch einer nachhaltigen Kulturarbeit in Eigenregie. Die ansässigen Künstler*innen bespielen das Haus mit Ausstellungen, Performances und Konzertreihen. Mit seinen dann offenen Ateliers ist das KunstWerk ein regelmäßiges Highlight der »Mülheimer Nacht«. 

Anlässlich seines 30-jährigen Bestehens präsentierte das Atelier- und Künstler*innenhaus ein Programm im August. Bei der Ausstellung der drei Künstler*innen aus dem Haus, Alrun Aßmus, Alwin Lay und Johannes Tassilo Walther, die für den Henriette-Madaus-Kunstpreis nominiert waren und bei einer großen ­Archivausstellung, die einen Querschnitt der künstlerischen Positionen des Hauses zeigte, ließ sich auf Entwicklungen ­zurückblicken und gebührend auf Errungenes anstoßen; in­zwischen hat Alrun Aßmus den Preis gewonnen.

Dass sich der Weg ins Kunstwerk auch jenseits der Geburtstagsfeierlichkeiten lohnt, zeigt der Blick ins Ausstellungsprogramm des »Lore Deutz«, dem nicht-kommerziellen Projektraum im KunstWerk, in dem für dieses Jahr noch drei Ausstellungen geplant sind. Und eine gute Nachricht in Zeiten einer ernsten Gefährdung der Vielfalt der freien Kölner Szene angesichts von ­Kultur- und Haushaltskürzungen: Die vertraglich gesicherte Nutzung des Hauses durch den Verein ist noch bis zum Jahr 2033 ­gesichert. Darüber hinaus bleibt aber auch die Zukunft des ­Hauses, und das heißt konkret, für über 150 bildende Künstler*innen, Kunsthandwerker*innen und Musiker*innen, eine ungewisse.

KunstWerk Köln, Deutz-Mülheimer Straße 115
Informationen zu Ausstellung unter kunstwerk-koeln.de