Awareness-Prozess
Vor einem Jahr schlug im Vorfeld des Film Festival Cologne (FFCGN) ein Offener Brief hohe Wellen, in dem ehemalige Mitarbeiter*innen der Festivalchefin Martina Richter schwere Vorwürfe machten: sie missbrauche systematisch ihre Macht, habe ein ausbeuterisches Unternehmenssystem installiert und pflege einen intransparenten Umgang mit öffentlichen Fördergeldern — einem Millionenbetrag, den vor allem die Stadt Köln, das Land und die Film- und Medienstiftung NRW aufbringen. Weiter wurde Richters Führungsstil als »autoritär« sowie die Arbeitsatmosphäre als »toxisch« beschrieben. Das Kurzfilmfestival Köln sagte umgehend seine Teilnahme am FFCGN ab, eine Kooperation sei guten Gewissens nicht möglich.
Auch Stadt, Land und Filmstiftung reagierten: Man nehme die Vorwürfe ernst und werde diese prüfen. Zu den Ergebnissen ein Jahr später antwortet die Stadt schriftlich: »In dieser Angelegenheit gibt es keinen neuen Sachstand, die Federführung für die Gespräche zur Zukunft des FFCGN liegt beim Land Nordrhein-Westfalen.« Dort teilt ein Sprecher von Medienminister Nathanael Liminski mit: »Laut unserem Kenntnisstand konnten durch eine Vielzahl von Gesprächen, Workshops und moderierten Diskussionen die Probleme im Team aufgearbeitet und das Betriebsklima deutlich verbessert werden.« Zum Vorwurf des intransparenten Umgangs mit Fördergeldern heißt es kurz, dass »von der bewilligenden Bezirksregierung Köln bei der Antragsprüfung keine Auffälligkeiten festgestellt wurden.« Die Filmstiftung ergänzt: »Es haben sich keine belastbaren rechtlichen Anhaltspunkte ergeben, die ein weiteres Vorgehen unsererseits erforderlich machen würden.«
So ist es dann Martina Richter selbst, die Konsequenzen zog, die auch vom Festival-Umfeld bestätigt werden: »Gemeinsam haben wir beschlossen, einen Awareness-Prozess zu starten und einen Code of Conduct zu entwickeln«, so Richter auf Anfrage der Stadtrevue, »dieser Prozess wird seit Frühjahr 2025 von Diversity Culture Köln begleitet.« Die Maßnahmen seien keineswegs eine Bestätigung der Anschuldigungen: »Der Vorfall zeigt, wie schnell heutzutage unbelegte Anschuldigungen eine große öffentliche Reichweite erlangen können — und wie wichtig es ist, solchen Entwicklungen mit Transparenz und Dialog zu begegnen.«