Kölner Elektronik-Maxis
Wie dem auch sei, unsere uneingeschränkte Solidarität gilt Anders Ilar aus Göteborg, der sich Rend nennt, schon mal zum Battery Park hier war und für Plong Nummer 5 verantwortlich zeichnet. Inter (Plong / Kompakt) klopft sehr schön trocken, oben drauf gibt es ein bisschen Minimal-Gezischel und jede Menge Tropfsteinhöhlen-Hall. Die Stücke heißen »Inept«, »Inert« und »Inane«; in letzterem klingt die Bassdrum dumpf und gleichzeitig sehr körperhaft, als würde ein Nachbar mit dem Besenstiel gegen die Decke klopfen, um sich über die Teschnomusik zu beschweren. Anders gesagt: Hi-Fi in den Höhen, Lo-Fi in den Bässen. Das klingt in dieser Kombination ganz entzückend. Peter Grummich ist bisher, wenn überhaupt, eher unauffällig musikalisch in Erscheinung getreten, macht aber direkt alle Schleusen auf (Kompakt). Wie der Name sagt: Mit farbigem Filter-Rauschen und Werkshallen-Geknarze wird hier ziemlich gezielt und ziemlich energisch auf diese Jetzt-geht’s-voll-ab-Momente hingearbeitet, ohne dass es jemals wirklich explodiert (das besorgen dann andere Platten). Ziemlich toller und unverzichtbarer euphorischer Dreck jedenfalls. Das Stück auf der B-Seite fällt im Vergleich etwas ab, aber insgesamt gehört die Platte zum Frischesten, was in letzter Zeit auf Kompakt erschienen ist. Die Firma Sub Static bleibt weiter am Ball, schmeißt durchschnittlich 1 1/2 Platten pro Monat auf den Markt und hat sich so ganz easy als eine der führenden Adressen in Sachen Mellowness etabliert. René Breitbarth bringt seine dreitausendste Platte dort heraus und nennt sie Aquaplaning (Sub Static / Kompakt). Zwei Stücke, auf jeder Seite eins, und so angebracht, dass sie bis zum Boden reichen. Ziemlich überzeugend finde ich v.a. die B-Seite, ein funky Klopfer namens »Früh Aufsteh’n«, der laut Infozettel nicht etwa einfach aufgenommen, sondern »auf’s DAT [ge]prügelt« wurde. Das ist sicher eine Frage des Maßstabs. So mag emfinden, wer noch nie verpügelt wurde. Echt O.K. ist auch die Nummer 10 aus dem gleichen Hause: Michael Langlois hat irgendwann in der Weimarer Republik eine Platte auf raum...musik gemacht; diese hier ist somit seine insgesamt zweite. Scheint relativ langsam zu sein, der Mensch, bzw.: Musikmachen ist ihm nicht so wichtig, denn hier ist auch nur ein Stück von ihm drauf, ergänzt durch zwei Remixe. Langlois’ eigene Version von Start (Sub Static / Kompakt) erzählt von früher, von Sommerwiesen voll mit Gänseblümchen und bis zum Horizont reichenden Wäscheleinen; vor dem Krieg gab es das noch, Ihr jungen Leute kennt so was ja heute gar nicht mehr. Im weiteren Verlauf generiert sich aber genau aus den dafür verantwortlichen Assoziationsträgern auch haufenweise gräulich dräuende Monotonie (wie im echten Leben). Dub Taylor baut in seinen Remix ein paar Schnorchel-Geräusche und jede Menge groovy Unterwasser-Gedöns ein, die Labebetreiberin M.I.A. hingegen lässt einen Wecker piepsen und hebt das Tempo sowie die Stimmung.