»Junge Palette« feiert Geburtstag

Seit März präsentiert die Filmpalette jeden ersten Donnerstag im Monat in der Reihe »Junges deutsches Kino« ein Nachwuchswerk als Kölner Erstaufführung – erfreulich oft begleitet von einem Gespräch mit den Regisseuren oder Schauspielern. Eine Institution, die in der angegriffenen Kölner Kinolandschaft inzwischen nicht mehr wegzudenken ist, ermöglicht sie doch eine kontinuierliche Begegnung mit Filmen, die sich gewöhnlich schwer tun, auf der Leinwand einen Platz zu finden. Zur Feier des ersten Geburtstags werden im März gleich vier Filme präsentiert.
Neben »Rolltreppe abwärts«, dem Kollektivwerk von
17- bis 21-jährigen Bonner Jugendlichen in den Fußstapfen von Truffauts »Sie küssten und sie schlugen ihn«, präsentiert die KHM den bemerkenswert reifen Dokumentarfilm »Vater und Feind« von Susanne Jäger – einer Verarbeitung des Vertrauensbruchs zwischen einem Stasi-Offizier und dessen aufmüpfigen Sohn. »Hab mich lieb!«, der Abschlussfilm von Silke Enders an der dffb, ist nach dem viel beachteten Jugenddrama »Kroko« bereits ihr zweiter Spielfilm mit der Laiendarstellerin Franziska Jünger. Der Titel könnte für das junge deutsche Kino nicht programmatischer sein. Wie schon in »Katze im Sack«, »Allein«, »Identity Kills«, »Egoshooter«, »Der Wald vor lauter Bäumen« und anderen Langfilmdebüts geht es ums Alleinsein, die Sehnsucht nach Geborgenheit und vielleicht sogar Liebe, aber auch das Unvermögen, unliebsame autistische Verhaltensweisen abzulegen. Mit viel Sensibilität für die Darstellung von Subkulturen, Kiezes und Milieus und ausgiebigem Einsatz einer Ästhetik der Hässlichkeit variiert Enders ihr Schlüsselthema einer jugendlichen éducation sentimentale, an deren Ende zumindest die Bereitschaft zum Kompromiss steht.
Thematisch ähnlich, aber angesiedelt im bürgerlichen Milieu, entwirft Florian Hoffmeister in »3° kälter« in kinotauglichen Cinemascope-Totalen das Generationspanorama einer Gruppe Thirtysomethings, die im herbstlich verschlafenen Nürnberg ihr langsames Leben führen, befallen von chronischem Schweigen, Gehörsturz und seelischer Erstarrung. Die Stimmung in diesem in gebleichten Farben gehaltenen Erstling ist mehr als »3° kälter« – da atmet man schon auf, als sich zum Schluss manch ein emotionaler Knoten endlich löst.

Programm
Ab 2.3. »Vater und Feind«
von Susanne Jäger (am 2.3.
um 19.30 Uhr Kölnpremiere mit der
Regisseurin und Jörg Hejkal)
Ab 9.3. »Hab mich lieb«
von Sylke Enders
Ab 16.3. »3 Grad kälter«
von Florian Hoffmeister
Ab 23.3. »Rolltreppe abwärts«
von Dustin Loose
Weitere Gäste sind zu den jeweils
ersten Terminen angefragt. Mehr Infos unter www.filmpalette-koeln.de