A**ro Cologne
Das neue Ding aus Köln: A**ro (gesprochen »Aggro«) machen weder Techno noch Neo-Indie, noch abstrakte Geräuschkunst. Und doch rühren sie als Alleskenner das Beste aus diesen Schulen zum Flavour des Sommers zusammen und servieren ihn mit dem routinierten Arschleckgestus alter Schaugeschäft-Hasen.
Der Name, um Missverständnissen vorzubeugen, ist nur eine beiläufige Satire auf die selbstghettoisierten HipHop-Proleten von Aggro Berlin. Die hiesigen Aggros sind: Thomas Mahmoud (Sänger bei Von Spar und Oliver Twist), Stefan Schmidt (früher Gitarrist der Post-HC-Band P.U.M.A.) und Producer Fabian Stall (Sauna Kings). Sie treten nicht etwa als der Sänger, der Instrumentalist und der Techniker auf, sondern als gleichberechtigte Allround-Boygroup: Jeder macht alles, konzeptionell wie musikalisch.
Spontane Explosion
Angefangen haben Schmidt und Mahmoud im letzten Herbst als spontanes Kunstquatschprojekt anlässlich eines Auftritts im »Raum für Kunst« auf der Aachener Straße: Ein paar Tage Vorbereitung, ein paar aufgedrehte Gitarrenverstärker, Klopfen auf Bierkästen, Laptop-Tracks mit Samples von Public Enemy, Slayer und Charles Ives (schon diese Liste charakterisiert den Sound of A**ro ganz vortrefflich). Menschen, Tiere, Explosionen; das Publikum tobte. Noch heute sprechen die Leute von einem mysteriösen Gast-Saxofonisten im Bienenkostüm, der sich »gesTorben« nannte.
Kurz darauf stößt der versierte Producer Fabian Stall dazu, und die A**ros beginnen, sich in professionelle Formen zu kanalisieren. Inzwischen gibt es ein eigenes Label und eine erste Maxi – »Discolights/Excuse Me«, zwei prädestinierte Clubhits im Spannungsfeld zwischen Captain Comatose, DFA und funky Scheißdreck.
Sanfter Arschtritt
Das ist aber noch nicht alles. Die A**ro-Rechner sind voll mit Material, das Leftfield-HipHop, Grime-Adaptionen und No Wave verschmelzt, live performt werden kann und früher oder später auf Platte erscheinen wird.
AC bündeln Club-Kompatibilität, Punk-Attitüde, Noise-Konsequenz und Rampensau-Entertainment-Faktor mit Humor, Geschichtsbewusstsein und Reflektiertheit. Sie sind genau der sanfte Arschtritt, den die Kölner Popkultur gut gebrauchen kann.
Tonträger: A**ro Cologne, »Discolights/Excuse Me« (Hoochy Coochy Records/Groove Attack)
Konzerte: SOMA-Festival, So 6.8., Jugendpark
Bleibt länger wach! 30 Jahre StadtRevue mit A**ro Cologne, Mit, Wolke und den Goldenen Zitronen, Fr 22.9., Stadtgarten, ab 20 Uhr