Schwarzlicht
Klein, aber oho. So lautet seit einiger Zeit die Devise in der deutschen Krimi-Verlagslandschaft. Die großen Verlagstanker dümpeln im Brackwasser seichter Häfen, setzen auf Altbewährtes. Wenn sie ein Experiment wagen, kopieren sie bestenfalls die Kleinen, ohne deren Engagement so viel Innovation herrschte wie in der Glaubenskongregation des Vatikans.
Da ist zum Beispiel der Shayol Verlag. Ein richtig kleiner Verlag aus Berlin Kreuzberg, der mit zwei Genreromanen eine spannende Krimireihe namens »Funny Crimes« gestartet hat.
»Wilder Winter« von Joe R. Lansdale erzählt von einem Ex-68er und seinem Kumpel, einem schwulen, schwarzen Ex-GI, die von ein paar Noch-Weltverbesserern, die es der unverbesserlichen Welt noch mal richtig zeigen wollen, in eine böse Sache verwickelt werden. Ein purer Noir mit hohem Reflexionspotenzial, das brillant in böse, komische, berührende Dialoge übersetzt wird.
»Aberystwyth Mon Amour« von Malcolm Pryce, der zweite Titel, schickt seine Leser auf die surrealistisch anmutende Reise in eine walisische Stadt namens Aberystwyth. Hier haben Druiden die Macht, wird eine Arche gebaut, werden Schüler in Serie gemordet und kämpft ein unprofessioneller Privatdetektiv gegen Windmühlen.
Ein erstaunlicher Mysterythriller. Geschmackssache vielleicht, aber immerhin: ein Experiment!
Dass man auch in Deutschland so etwas zu lesen bekommen kann, ist also dem Shayol Verlag zu danken, dessen Existenz ein besonderes Literaturbetriebs-Genrethema ist. Weil sich im Land der Dichter und Denker weder Feuilletons noch Verlage sonderlich für Science Fiction interessierten, gründeten einige Leser ein Internet-Zine (www.epilog.de) und bald auch einen eigenen Verlag. Der druckt mittlerweile nicht mehr nur SciFi, sondern auch »Funny Crimes«.
Da kann man nur sagen: Respekt. Beziehungsweise: Klein, aber oho.