Da kommt noch was
Als sich Mitte November der neu gewählte Theaterbeirat des Kulturausschusses öffentlich vorstellte, sorgte er mit der Präsentation eines neuen Theaterförderkonzepts sogleich für Zündstoff in der Freien Szene. Der Beirat berät den Ausschuss bei der Vergabe der Fördermittel. Bis April 2001 bestand diese Jury aus Mitgliedern der Kölner Theaterkonferenz (TK), der Interessenvertretung der Kölner Theater. Erstmals setzt sich der siebenköpfige Beirat nun auch aus Mitgliedern zusammen, die formal nicht mit der Kölner Theaterszene verbunden sind. Vier davon wurden vom Kulturamt berufen, die restlichen drei Fachleute nach Auskunft des Kulturamts von den Kölner Theatern gewählt. Die TK stellt mit ihrer Pressereferentin ein stimmberechtigtes Mitglied.
Umstrukturierung des Förderplans
Der neue Förderplan sieht vor, 75 Prozent des zur Verfügung stehenden Etats von rund zwei Millionen Mark an nicht mehr als zehn Freie Gruppen oder Häuser zu vergeben. Dieser Teil der Förderung nennt sich Konzeptionsförderung und ist, ein Novum in punkto Planungssicherheit, auf bis zu vier Jahre angelegt. Die restlichen 25 Prozent des Etats werden an einzelne Projekte der Theater und Gruppen vergeben. Nach dem alten Konzept wurde der gesamte Etat auf die elf festen Spielstätten und etwa 45 weitere Einzelprojekte aufgeteilt. Außer nach wirtschaftlichen will man künftig dezidiert nach kulturpolitischen und ästhetischen Kriterien fördern. Der neue Beirat vermisst eine überregionale Ausstrahlungskraft der Szene und kritisiert die »in Köln unterrepräsentierte theaterästhetische Innovation«.
Förderung nur noch für zehn ausgewählte freie Theater
Manche Kölner TheatermacherInnen bemängeln, dass künftig nur noch eine geringe Summe für die konzeptionsunabhängige Förderung übrig bliebe – um die sich aber eine gleich bleibend hohe Zahl von Freien Gruppen und Häusern bewerben würden. Zumal vom Gesamtetat möglicherweise noch weitere 25 Prozent eingespart werden. Joe Knipp, 1. Vorsitzender der TK, kritisiert aber auch Generelles. Von 59 Theatern in Köln nur noch zehn zu fördern, zeige »ein gewaltiges Maß an Unkenntnis oder Zynismus«. Knipp sieht die »Besonderheit in Köln« missachtet: »eine gewachsene, vielfältige« Theaterszene.
Die TK fordert, das neue Konzept auszusetzen. Erst wenn eine ausreichende Fördersumme bewilligt sei – Knipp nennt fünf Millionen Mark – könne man sinnvoll nach ästhetischen Kriterien fördern, was die TK begrüße. Für die neue Förderphase ab September 2002 haben nur 34 von allen Kölner Theatern einen Förderungsantrag gestellt. Aus diesen 34 trifft der Beirat seine 10er-Auswahl, über die endgültig der Rat entscheidet. Insofern ist der Slogan »10 aus 59« irreführend, den die TK als Kritik formulierte. Die Angst vor Veränderungen des Status quo ist groß.