»Paik NRW ok«
»Paik NRW ok« stand auf einer Zeichnung, die der koreanische Multi-Media-Meister an die Kunststiftung NRW faxte – damit hatte ein neuer internationaler Kunstpreis seinen Namenspatron: Nam June Paik, der seine ruhmreiche Karriere im Dreieck Köln-Wuppertal-Düsseldorf begann und im Januar dieses Jahres an seinem letzten Wohnsitz in Miami gestorben ist. Seit 2002 wird die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für internationale Medienkunst im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben, hinzu kommt ein Förderpreis in Höhe von 15.000 Euro für einen Nachwuchskünstler aus Nordrhein-Westfalen. Jedoch liegt das Augenmerk nicht auf der warmen Gelddusche, sondernauf der Ausstellung, die mit dem »Nam June Paik Award« verbunden ist.
Insgesamt acht Künstler bzw. Künstlergruppen aus sieben Ländern sind von einer internationalen Jury nominiert worden. Sie bekommen ein Honorar und einen Projektetat, fast alle zeigen ihre Arbeiten hier zum ersten Mal oder haben sie für diese Kölner Ausstellung noch einmal verändert. Damit setzt die Kunststiftung NRW auf nachhaltige Förderung statt auf Repräsentation – und auf Inhalte. Auffallend ist der enge gesellschaftliche und politische Bezug dieser Ausstellung.
Besonders sinnfällig wird das Kernthema in der Soundinstallation des amerikanischen Künstlers Stephen Vitiello. Er hat eine Komposition entwickelt, die im Niederfrequenzbereich angesiedelt ist. Diese Töne kann das menschliche Ohr nicht wahrnehmen, das Auge aber sehr wohl. Basslautsprecher hängen von der Decke herab, die Lautsprechermembranen bewegen sich, schaut man länger hin, werden die Klangwellen geradezu physisch erfahrbar: Obwohl man nichts hört, hat man den Eindruck, das ganze Haus müsste von den Tönen erfüllt sein. Beim Rundgang durch die Ausstellung nimmt man indessen nur die Kakophonie wahr, die die Geräusche der anderen Arbeiten erzeugen. Augenfällig wird die Gleichzeitigkeit verschiedener Realitäten, die einander überlagern, und die Selektivität unserer eingeschränkten Wahrnehmung, die nicht nur durch physische Konditionen begrenzt ist. Gesellschaftliche Konventionen, tradierte historische Überlieferung und nicht zuletzt politische und ökonomische Interessen formen unser Bild der Realität.
Diese kleine konzentrierte, internationale Leistungsschau bietet einen sehenswerten Ausschnitt der aktuellen Medienkunst – und zwar einer Medienkunst, die an der Weiterentwicklung künstlerischer Ausdrucksformen interessiert ist, nicht an technischer Spielerei.
Museum für Angewandte Kunst,
An der Rechtschule, Di-So 11-17 Uhr,
bis 12.11., Verleihung des Nam June Paik Award: 5.11., 12 Uhr