Schwarzlicht
Was es gibt und was es nicht gibt und wie dynamisch die Beziehung zwischen diesen beiden Polen ist – das ist eine Frage, die die internationale Krimiszene derzeit sehr beschäftigt. Anlass bietet Kristian Lundberg, schwedischer Literaturkritiker, der kürzlich für das »Helsingborg Dagblad« einen Kriminalroman auf 12.000 Zeichen Artikellänge gnadenlos verriss: Der neue Roman »Lohn der Angst« der Autorin Britt-Marie Mattson sei platt und vorhersehbar, außerdem schablonenhaft in der Personenzeichnung. Das Problem: »Lohn der Angst« war in der Vorschau des Pirat-Verlages zwar angekündigt worden, konnte aber, weil die Autorin nicht rechtzeitig fertig wurde, nicht erschienen. Kollege Lundberg ist damit überführt, ein Buch nur auf Basis der Verlagsvorschau verrissen zu haben.
Tja, was es gibt und was es nicht gibt und wie dynamisch… Zum Beispiel auch Eva Blond, die brillante Krimiserie mit Corinna Harfouch, Herbert Knaup und Erdal Yildiz, produziert von Sat1. Witzig, komplex, intelligent, bezaubernd – so atemberaubend, so atemberaubend französisch kann also auch ein Kriminalstoff aus Deutschland sein. Wahnsinn! Wahnsinn, dass dieses Wunder des Medienalltags im Prinzip unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet: Bei Sat1 hat »Eva Blond« 2006 auch im zweiten Ausstrahlungsversuch nicht funktioniert (was, unter uns gesagt, niemanden wirklich verwundert). Die für März 2006 angekündigte DVD-Edition ist im Handel nicht zu bekommen. Bei Amazon heißt es permanent: »Lieferzeit vier bis sechs Wochen.«
Was es gibt und was es nicht gibt – was soll man aus »Schwarzlicht«-Perspektive dazu sagen? Erstens: Rezensionen ungelesener Bücher gibt es hier nicht. Zweitens: 12.000 Zeichen für die Besprechung eines Kriminalromans – was für ein Luxus! Diese Kolumne hat gerade mal 1800. Und die sind jetzt voll.