Ausschuss für Umwelt und gegen Grün: Der Halsbandsittich soll vergrämt werden, Foto: Dörthe Boxberg

Grüne gegen Grüne

Erst waren die Kölner Halsbandsittiche putzig. Jetzt sollen sie verscheucht werden

 

Als die neue U-Bahn-Station Breslauer Platz 2011 in Betrieb genommen wurde, war das nicht nur für die KVB ein großer Tag, sondern auch für die Halsbandsittiche. Die grünen Papageien sind dort als Live-Übertragung zu sehen und zu hören. Beliebt sind die Vögel aber nicht überall. Vielen Kölnern sind sie ein Ärgernis. Deshalb beschloss der Umweltausschuss der Stadt am 2. Februar die »Vergrämung von Halsbandsittichen«.

 

Jörg Schallehn ist Biologe und sitzt als Sachkundiger Einwohner für die Grünen im Umweltausschuss. Er hat den Antrag auf Vergrämung verfasst, dem SPD, CDU und FDP zustimmten. »Wir haben ja nichts gegen die Tiere«, sagt Schallehn. »Aber wir denken eben auch an die Anwohner.« Die hatten Beschwerde bei der Stadt eingereicht — nur, gegen was überhaupt?

 

In Köln leben rund 3000 Halsbandsittiche, auch Kleine Alexandersittiche genannt. Die verteilen sich tagsüber zum Fressen und Brüten über das Stadtgebiet hinaus. Vor Sonnenuntergang aber suchen sie in Schwärmen gemeinsame Schlafplätze in der Stadt auf, meist auf Platanen. Es kann laut werden, wenn die Sittiche abends ihren Schlafplatz anfliegen — und dreckig, wenn sie morgens Exkremente ausscheiden. Schallehns Antrag im Umweltamt fasst das als »hohe dauerhafte Belastungen« zusammen.

 

Anwohner am Rheinauhafen hatten sich wegen eines Schlafbaums an der Kreuzung von Dreikönigenstraße und Bayenstraße bei der Stadt gemeldet. »Es ist aber keine Lex Rheinauhafen«, betont Jörg Schallehn. Der Umweltausschuss hat vielmehr einen Rahmen für die generelle Handhabe gesetzt. Zwei Jahre sind die Belastungen demnach zumutbar. Bestehen sie darüber hinaus und liegen Beschwerden vor, »geht es darum, die Tiere aufzuscheuchen, damit sie ihren angestammten Platz aufgeben«, so Schallehn. Die Vergrämung erfolgt mit Netzen oder Beschallung, mit Licht oder auch Wasser.

 

»Aber was soll das bringen?«, fragt Detlev Franz. »Die Tiere verschwinden ja nicht, die existieren weiter.« Der Experte aus Wiesbaden beobachtet seit 20 Jahren Halsbandsittiche in Deutschland. Vergrämung sei gerade »ein bundesweiter Trend«, sagt Franz — aber einer ohne Zielgröße. Man könne die Vögel zwar mit viel Aufwand von einem bestimmten Baum vertreiben, allerdings würden sie sich im Nahumfeld den nächsten suchen. »Man verschiebt das Problem«, sagt Franz, allerdings nicht aus der Stadt heraus. Der Halsbandsittich mag es nachts weder besonders dunkel noch leise. Sein natürlicher Feind ist ein Nachtjäger: die Eule. Franz wünscht sich eine ganzheitliche Betrachtung des Phänomens: »Der Mensch hat den Papageien mit Stadthabitaten die Möglichkeit gegeben, hier zu leben.« Nichts anderes macht der Halsbandsittich.

 

Das übrigens wusste die KVB schon 2011. In ihrer Presseerklärung zur audiovisuellen Installation am Breslauer Platz heißt es: »Einige der exotischen ‚Zuwanderer’ werden zu einem gewohnten Anblick und finden ihren Platz im lokalen Ökosystem.«