Lachen ist billig — und hilft

Beim Kampf gegen Rechts darf die Schadenfreude nicht zu kurz kommen

 

 

Im vergangenen Jahr, als die Analysen zum Wahlsieg Trumps, zum Brexit und zu den Umfrage-Erfolgen der AfD auf dem Höhepunkt angelangt war, tauchte eine originelle Begründung auf: Linke und Linksliberale hätten es mit der Ironie übertrieben. Witze über Trump hätten seiner Kampagne in die Hände gespielt, und hämische Twitter-Kommentare zum »Mausrutscher« von AfD-Vize Beatrix von Storch ließen die Freifrau in der Gunst ihrer Anhänger nur steigen. Jetzt sei wieder Ernst nötig.

 

Ein wenig daran stimmt: Ohne die vernetzte Häme wären einige Vorfälle in der AfD nicht bekannt geworden. Die AfD hat die gezielte Provokation deshalb neulich sogar als Strategie formuliert: »Harte und provokante Slogans sind wichtiger als lange, um Differenzierung bemühte Sätze«, heißt es dort. Weiterhin müsse der Eindruck erzeugt werden, dass die Altparteien das Gespräch mit der AfD ablehnen — nicht, dass die AfD dies von vornherein unmöglich mache. 

 

Dies ist auch die Strategie, mit der der Kölner AfD-Kreisverband den breiten Protesten gegen den Bundesparteitag im Kölner Maritim begegnet. In einem Offenen Brief an die Kölner Karnevalsgesellschaften beklagen die Rechtspopulisten die Ablehnung der Karnevalisten und wünschen sich »politikfreien Straßenkarneval« — als ob es so etwas geben würde. Als fast alle Ratsfraktionen — mit Ausnahme der AfD und Pro Köln — die Resolution »Köln zeigt Haltung« gegen den AfD-Parteitag verabschieden wollten, jammerten die AfD-Ratsherren, dass sie diesen Parteitag ja wegen des Parteiengesetzes abhalten müssten, und wie unfair es sei, dass die anderen Parteien das nicht gut finden.

 

Weil aber die Kölner AfD nicht nur gern jammert, sondern sich auch gern im Recht wähnt, wollten sie mit parlamentarischen Mitteln zurückschlagen: erst mit einer Aktuellen Stunde im Rat zum »Demokratieverständnis der Oberbürgermeisterin«, dann mit einer Unterlassungserklärung. OB Henriette Reker dürfe sich als Verwaltungsspitze nicht gegen den AfD-Parteitag aussprechen. Doch die AfD-Ratsherren hatten den Antrag für die Aktuelle Stunde nicht fristgerecht verschickt, und bei der Unterlassungserklärung vertritt AfD-Ratsherr Roger Beckamp seine eigene Partei, was laut Gemeindeordnung unzulässig ist. Eine Fraktion aus zwei Anwälten und einem Bundeswehrsoldaten, beherrscht die Regularien der Ratsarbeit nicht. Man darf ihren Mandanten und Schutzbefohlenen nur wünschen, dass sie sich außerhalb des Ratssaals besser schlagen. Und dem Rest von Köln, dass die Häme über so viel Unfähigkeit schnell viral geht.