6. Cineasia-Filmfestival

Von Durchgang zu Durchgang ändern sich Termin, Lokalität und Fokus von Cineasia, dem espritgetriebensten Filmfestival Kölns: Man erfindet sich immer wieder neu, so wie viele der Besten jenes Kontinents und seiner Filmkulturen, deren Pflege sich Cineasia verschrieben hat.

Was aber nicht heißt, dass es nicht doch die ein oder andere Konstante gäbe. Z.B. den Tausendsassa Yukuhiko Tsutsumi, dessen eklektisches Treiben Cineasia über die Jahre kultiviert hat und der auch diesmal mit seinem neuen Werk »Memories of Tomorrow« erfreut. Gleiches gilt für Shinji Aoyama, dessen reichlich bekloppte und doch wundersam abgeklärte Geistergeschichte »Cricket« zu den schönsten japanischen Filmen des letzten Jahres gehört.

Japan dominiert das Programm

Die Höhepunkte von Cineasia sind jedoch zwei Animationsfilme, die letztes Jahr beim Festival von Venedig so manchen fassungslos aus dem Kino wanken ließen: Satoshi Kons »Paprika« und Mamoru Oshiis »Tachigui: The Amazing Lives of the Fast Food Grifters«. Nach seinem Ausflug in das Reich des realistische(re)n Erzählens mit »Tokyo Godfathers« kehrt Kon mit »Paprika« wieder zu seiner Kernobsession zurück: dem Werden, Vergehen und Zurechtfantasieren von Erinnerungen – spielerisch im Gestus, bildgewaltig und von einer derartigen Dichte, dass man seinen Blick auch nicht eine Sekunde von der Leinwand abwenden darf. Und selbst dieser Film ist noch überschaubar im Vergleich mit Oshiis Werk: einer komplett animierten »Dokumentation« mit ironisch übersteigertem Voice-Over-Kommentar über eine nicht-existente Kleinkriminellengruppierung, an Hand deren Biographien die wahre Geschichte des Nachkriegsjapans erzählt wird. Ein Monument.

Japan dominiert zwar das Programm, aber es gibt auch noch Schönes aus anderen Ländern Ost- und Südostasiens. Auch hier finden sich einige alte Bekannte mit neuen Werken wieder: Malaysias Yasmin Ahmad »Septet« zeigt diesmal »Gubra«, und auch Singapurs Enfant terrible Royston Tan erfreut wieder mit neuen Untaten. Der letzte Muss-Film kommt aus dem als Filmnation recht unhippen Indonesien. Die Cineasia-Macher konnten sich den dortigen Skandalfilm des letzten Jahres sichern, »Love for Share« von Nia Dinatas, eine sensible Betrachtung der Polygamie.

Festival
Mi 28.3. – So 1.4.,
Filmforum NRW. Einzelkarte: 7 Euro, Zehnerkarte 63 Euro.
Infos: www.cineasia-filmfestival.de.