Babylon Berlin

Der Kölner Kriminalkommissar Gereon Rath ermittelt im Berlin der Weimarer Republik. Er taucht ein in die Abgründe, die sich auftun in dieser kurzen flamboyanten Zeit zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dessen Folgen er leidet, und dem sich bereits anbahnenden Inferno. So verlieren sich seine Versuche, zunächst einfach scheinende Fälle um einen Porno-Ring aufzuklären, in der zunehmenden Dunkelheit dieser Jahre zwischen Depression und Exzess.

 

»Babylon Berlin« adaptiert eine Krimireihe des Kölner Autors Volker Kutscher. Schon die Produktionsbedingungen sorgten für Gesprächsstoff: Da hatten sich also ARD und Sky zusammen getan, eine öffentlich-rechtliche Anstalt und ein Bezahlfernsehsender, um die teuerste Serie der deutschen Fernsehgeschichte zu produzieren. Sky darf schon im Oktober ausstrahlen. In der ARD werden die 16 Teile (von denen vier vorab gesehen werden konnten) erst Ende 2018 zu sehen sein, so dass die Frage im Raum steht, ob das Erste am Ende nur als zweiter Sieger dasteht. Die ungewöhnliche Partnerwahl begründeten die Beteiligten mit Superlativen: Die Serie werde das deutsche Fernsehen verändern, so Sky-Filmchef Marcus Ammon.

 

So hatten die drei Regisseure und Drehbuchautoren Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries eine undankbare Aufgabe, sollten sie doch dank des Rekord-Budgets von vierzig Millionen Euro nicht weniger leisten, als die  Geschichte des seriellen Erzählens im deutschen Fernsehen neu zu schreiben. Doch die so formulierten Erwartungen werden souverän unterlaufen: »Babylon Berlin« ist geradezu konventionell aufgebaut und erzählt, das Budget wird weder in Kulissen noch in Effekten über Gebühr ausgestellt, Stars finden sich nur in Nebenrollen. Die Regisseure vertrauen stattdessen Schauspielern wie Liv Lisa Fries und Peter Kurth, der sich mit einer exorbitanten Leistung als undurchschaubarer Polizistenkollege bedankt. Und sie setzen auf eine genaue Inszenierung des Berliner Lebensgefühls zwischen zwei Katastrophen. Dass die Macher Produktionskosten und Senderstrategien offenbar weitgehend aus ihren Köpfen verbannen konnten, um sich auf die Kunst des Erzählens zu besinnen, ist die beste Voraussetzung, um tatsächlich Großes zu schaffen.