Werner Nekes — Das Leben zwischen den Bildern

Ulrike Pfeiffer widmet einem der wichtigsten Filmemacher und Sammler der Geschichte NRWs einen gelungenen Dokumentarfilm

Kaum war Werner Nekes Anfang der 60er Jahre Student, da leitete er auch schon einen Filmclub an der Uni Bonn; kaum leitete er einen Filmclub, da war er auch schon Leiter der Dachorganisation studentischer Filmclubs in Deutschland. Der Sog des Kinos war groß in dieser Zeit und Werner Nekes wurde schnell eine der zentralen Figuren einer neuen Art Filme. In denen ging es nicht um diese oder jene Art, eine Geschichte zu erzählen, sondern darum, den Bildern zu neuer Geltung zu verhelfen. Die Experimentalfilmerin Ulrike Pfeiffer hat Werner Nekes’ filmischem Leben nun einen Dokumentarfilm gewidmet: »Werner Nekes — Das Leben zwischen den Bildern«.

 

Ein Dokumentarfilm von einer Experimentalfilmerin über einen Experimentalfilmer, das klingt sperrig, doch Pfeiffer nähert sich Nekes’ Werk von einer spielerischen Seite: von dessen weltweit berühmter Sammlung optischer Illusionsgeräte aus der Vor- und Frühgeschichte des Kinos. Das Spiel mit optischen Täuschungen, mit Bildern, die mit der Trägheit des Auges spielen, macht den Film zugänglich. Es verdeutlicht zugleich, dass Nekes zwar der Zuschreibung nach ein Experimentalfilmer war, eigentlich aber ein verspäteter Filmpionier. Nekes behandelte Film wie kaum ein anderer Filmemacher als ein Medium, das eine (technische) Geschichte hat, und machte diese Geschichte als Utopie für die Gegenwart nutzbar, um immer wieder neu nach anderen Bildern zu suchen.

 

Wie viele Wege Nekes auf dieser Suche gekreuzt hat, zeigt sich an den wechselnden Gesprächspartnern im Laufe des Films, darunter Alexander Kluge und Helge Schneider. Mit Schneider zusammen drehte Nekes 1986 die Musikkomödie »Johnny Flash«, in der der damals noch unbekannte Musiker und Komiker einen Schlagerstar spielt. Nekes’ optische Tricks fügen sich hier nahtlos in die improvisierte Diskoästhetik ein. Sechs Jahre zuvor hatte Nekes Optik, Filmgeschichte und seine Heimat im Ruhrgebiet in einer freien Verfilmung von James Joyce »Ulysses« zusammengebracht. Für seinen Film wählte er den Titel »Uliisses« (wie: »Uli ist es«).

 

Neugier, Lust am Spielerischen und Verschrobenen, am Filmtüfteln zogen sich durch sein filmisches Werk und sein gesamtes Leben. Im Januar diesen Jahres ist Werner Nekes im Alter von 72 Jahren in Mülheim an der Ruhr gestorben. Ulrike Pfeiffers Film ist eine schöne Würdigung und zugleich viel mehr: Er ist eine Einladung zur Neugier auf Bilder, die Nekes sein Leben lang beschäftigt hat.