Endspiel
»Etwas rundum Feines« prophezeite vor fünf Jahren Alex Rühle in der Süddeutschen. Mit der Akademie der Künste der Welt wurde 2012 eine innovative städtische Kulturinstitu-tion gegründet, die über den Kölner Tellerrand in den globalen Süden schauen sollte. Das passte bestens in eine Stadt, deren Bevöl-ke-rung aus über 180 Nationen stammt und in der mehr als ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger einen Migrationshintergrund mitbringt.
Als 2014 die Kunsthistorikerin und Kuratorin Ekaterina Degot die künstlerische Leitung der Akademie übernahm, war das mit einer Erwartung verknüpft: Die öffent-liche Wahrnehmbarkeit der Institution sollte in ein angemessenes Verhältnis zum städtischen Zu-schuss von einer Million Euro gebracht werden.
Wie das funktionieren konnte, hat die Akademie in dreieinhalb Jahren intensiver und breit gefächerter Arbeit erfolgreich gezeigt — so erfolgreich, dass Degot ab 2018 die Intendanz des renommierten Grazer Festivals Steirischer Herbst übernehmen wird. Zur Eröffnung des Akademie-Festivals »Pluriversale VII« im September gratulierte ihr Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach mit den Worten »Qualität setzt sich durch«.
Einen Moment konnte man denken, dass steigende Besucherzahlen und die zunehmende lokale wie internationale Vernetzung dem ambitionierten Projekt jetzt auch seitens der Kölner Politik den nötigen Rückhalt verschafft hätten. Und man konnte der künftigen Entwicklung unter der designierten neuen Leiterin, der indischen Regisseurin Madhusree Dutta, gespannt entgegensehen.
Doch dann kam der kalkulierte Affront: Am 7. November kürzte die Ratsmehrheit von CDU, Grünen und FDP den für 2018 geplanten Etat der Akademie kurzerhand um vierzig Prozent auf 600.000 Euro. Dutta wird Ende November entscheiden, wie sie mit dieser Zumutung umgeht. Die mögliche Schließung der Akademie steht ebenso im Raum wie das Versprechen einer Aufstockung des Budgets, falls sie Erwartungen der Ratsmehr-heit besser erfüllt.
Dutta bliebe wenig Zeit, um Bewegung in diese absurde Situation zu bringen. Zeit, in der nicht nur die Akademie selbst, sondern auch eine breite, an kultureller Vielfalt interessierte Öffentlichkeit für den Erhalt einer zukunftsweisenden Institution kämpfen muss.
Das Programm der Pluriversale VII läuft noch bis 10.12. an verschiedenen Orten in Köln.
Infos: academycologne.org/de/