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Auf den Festlichkeiten des Jahrestags der Bundeswehr war es 2016 zu einem »bedauerlichen Fehler« gekommen, wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Nachgang feststellte. Kinder hatten mit Waffen gespielt, ungeladenen zwar — doch die Aufnahmen gingen innerhalb kürzester Zeit im Netz viral. Schlecht für die Nachwuchs-Rekrutierung der Bundeswehr, deren Image ohnehin angekratzt ist.
Jedes Jahr gibt die Bundeswehr rund 30 Millionen Euro aus, um junge Menschen über ihre Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Dazu gehören unter anderem Werbeanzeigen in der Bravo und auf populären Internetseiten, aber auch Besuche in Schulen. Doch wie ausgewogen sind die vermittelten Informationen? Werden auch die Risiken eines Einsatzes thematisiert?
2015 traten rund 1500 Minderjährige ihren Dienst bei der Bundeswehr an. Sie unterschrieben Verträge mit einer Laufzeit von zwei bis zwölf Jahren und wurden wie erwachsene Soldaten am Dienst an der Waffe ausgebildet. »Kinder und Jugendliche sind für die Bundeswehr eine besonders attraktive Zielgruppe, weil sie relativ gutgläubig und abenteuerlustig sind«, erklärt Ralf Willinger, Referent für Kinderrechte beim Kinderhilfswerk Terre des Hommes. Sie seien deswegen deutlich leichter für den Soldatenberuf zu begeistern als Erwachsene.
Unter welchen Bedingungen Besuche der Bundeswehr im Klassenraum stattfinden, regelt in NRW ein seit 2008 bestehender und 2012 novellierter Kooperationsvertrag: Jugendoffiziere dürfen in Schulen eingeladen werden, um »über die zur Friedenssicherung möglichen Instrumente der Politik und die Aufgabenstellung der Bundeswehr« zu informieren. Kritikern zufolge würde dabei aber häufig implizit Werbung gemacht — mit schönen Bildern, sympathischen Referenten und dem Versprechen auf attraktive Vergütung.
Die Frage nach der Legitimität dieser Veranstaltungen hat nun Sigrid Beer, Abgeordnete der Grünen im Landtag NRW, mit einer Kleinen Anfrage wieder auf die Agenda gesetzt. Anlass war der Besuch eines Karriereoffiziers in der neunten und zehnten Klasse einer Realschule in Schwerte. Die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 15 Jahre stünden unter dem besonderen Schutz der UN-Kinderrechtskonvention, kritisierte Beer.
In der Antwort von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hieß es, es sei »im besonderen Interesse des Landes«, dass Schülerinnen und Schüler über die vielfältigen Möglichkeiten der Ausbildung informiert würden. Außerdem, so Gebauer, würden Vorträge von Karriereoffizieren an Schulen nicht vom Kooperationsvertrag erfasst — er behandele lediglich die Besuche von Jugendoffizieren.