Schwarzlicht

Eva, Ursula, Iris, Thea etc. sei dank – der Geschlechterkampf geht in eine neue Runde. So betitelte zumindest das literarische Zentralorgan Literaturen seine aktuelle Ausgabe, mit deren Schwerpunktthema die Redaktion gegen Begriffverwischungen, Geschlechts­irrtümer und Rollbackversuche der aktuellen Diskussion eintreten wollte.
Schade nur, dass Literaturen von Thea Dorn sprach, aber Sabine Deitmer verschwieg: Kriminalschriftstellerin und die bedeutendere Akteurin im Geschlechterkampf, die vermutlich nur deshalb in solchen Diskussionen nie genannt wird, weil Thea Dorn die Position »Krimi und Frauenrechte« in den Medientalkshows schon so bildschirmkompatibel besetzt hat, dass es selbst der Literaturen-Redaktion den klaren Blick vernebelt.
Perfekte Pläne heißt Deitmers aktueller Roman, der im Frühjahr erschienen ist, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, und in dem die Autorin ihren Kampf der Geschlechter auf eigene Weise weiterkämpft: leise, hintergründig, bissig und auf eine angenehm unforsche Weise komisch. Es geht um das Altern, und wie immer entfaltet Deitmer die Geschlechterverhältnisse auf verschiedenen Ebenen, vor allem mit ihrer Ermittlerin Beate Stein und ihren Kollegen. Im Zentrum aber steht ein alter Mann, Typus Adenauer-Generation, der sich, weil sich seine Kinder von ihm abgewandt haben, als Leihopa eine neue Familie »anschafft« – und darob zum Mordopfer wird.
Klingt unspektakulär, ist auch so geschrieben und genau deshalb bedeutsam: Sabine Deitmer verzichtet auf medienaffine Attitüde und schreibt ihr Projekt konsequent und unerbittlich fort. Der »Kampf der Geschlechter« ist hier nicht Rauschen im Blätterwald, sondern das Ergebnis exakter Beobachtung und gesellschaftlicher Analyse. Das heißt: Der Kampf geht nicht in eine neue Runde, weil die alte längst nicht beendet ist.