Köln ’68 — Aufruhr und Protest
Dieses Jahr kann man sich dem Rückblick auf das fünfzig Jahre zurückliegende 1968 kaum entziehen — eine Jahreszahl, die wie wenige andere mit Bedeutung aufgeladen ist. Beim großen Retrospektiven-Reigen möchte auch das Stadtmuseum Köln nicht abseits stehen und präsentiert zum Auftakt in Zusammenarbeit mit dem Verein Köln im Film und dem Friedensbildungswerk die Filmreihe »Köln ’68 — Aufruhr und Protest«. Zu sehen sind an den drei Terminen Fernsehbeiträge von oft nur wenigen Minuten Länge, die dokumentieren, wie sich der Zeitgeist in Köln äußerte.
Eröffnet wird die Reihe mit dem Block »Street Fighting Man«, der die Bemühungen der Kunst- und Kulturszene im Köln von ’68 dokumentiert, althergebrachte Strukturen aufzubrechen. Die Filminitiative XSCREEN etwa organisierte öffentliche Vorführungen von Experimentalfilmen, die keine Chance hatten, in einem regulären Kino gezeigt zu werden. Ein anderer Beitrag beleuchtet die Publikationen der Untergrundpresse, die einen unabhängigeren Journalismus anstrebten. Überhaupt sind unter den damals jungen Gesichtern viele heute bekannte Protagonisten des Kulturbetriebs zu entdecken: neben dem Fluxus-Künstler Wolf Vostell und der Filmemacherin Birgit Hein etwa auch der Publizist Henryk M. Broder, der seit 1968 offensichtlich einen weiten Weg hinter sich hat.
Der zweite Block beleuchtet die aufgeheizte politische Stimmung des Jubiläumsjahres und zeigt etwa Demonstrationen als Reaktion auf das Dutschke-Attentat und Aktionen von Studenten und Arbeitern gegen die Notstandsgesetze. Früher als anderswo ging der revolutionären Stimmung in Köln allerdings wieder die Puste aus: Nach den Wahlen im Spätsommer ’68 war der ASTA der Kölner Uni eines der wenigen Studentenparlamente ohne linke Mehrheit.
Der letzte Block schließlich bietet die Gelegenheit, ein Frühwerk des ewigen Rebellen Klaus Lemke auf der Leinwand zu erleben: den in Köln gedrehten Fernsehfilm »Brandstifter« (1969), mit dem Lemke die Kaufhausbrandstiftungen der RAF in fiktionalisierter Form verarbeitete. Im Mittelpunkt steht die Studentin Anka, die statt am WG-Küchentisch zu diskutieren, lieber tätig wird und einen Brandsatz versteckt. Neben Hauptdarstellerin Margarete von Trotta ist hier auch eine blutjunge Iris Berben zu sehen.
Street Fighting Man: So 6.5., Odeon, 11.30 Uhr.Rettet die Demokratie: Mi 16.5., Odeon, 19 Uhr.Brandstifter: Mi 30.5., Odeon, 19 Uhr. Infos: koeln-im-film.de