»Musikjournalismus ist ein schwieriger Markt«: Intro verschwindet, Foto: Marcel Wurm

Ende ohne Trauermarsch

Das Kölner Musikmagazin Intro hat den Musikjournalismus geprägt. Nach fast dreißig Jahren ist Schluss

»Viele haben uns geschrieben: ›Schade, dass es euch nicht mehr geben wird!‹«, sagt Daniel Koch. Seit 2014 ist er Chefredakteur des Musikmagazins Intro, er ist die letzte Person auf diesem Posten. Nach 27 Jahren wird das Heft eingestellt, der dazugehörige Verlag, zu dem auch der Festivalguide und das Sneaker-Magazin Praise gehören, wird Ende Juli geschlossen. Rund 40 Mitarbeitende verlieren ihren Job, darunter auch langjährige Autorinnen und Autoren der Stadtrevue.

 

Dennoch ist die Geschichte des Magazins ein Erfolg. Anfang der 90er Jahre, mitten im Boom von Alternative-Rock, hatte Verleger Matthias Hörstmann Intro in der Nähe von Osnabrück gegründet. Damals hatte das Heft noch Regionalteile und lag in Plattenläden und Clubs aus. 2000 zog Intro nach Köln, zunächst ins Belgische Viertel, dann ins 4711-Haus in Ehrenfeld. Zum Schluss residierte der Verlag in einer Villa am Skulpturenpark. In der Kölner Zeit entwickelte sich ein redaktioneller Stil: Intro war schlau, aber nicht zu verkopft, geschmackssicher, aber nicht elitär.

 

Finanziert wurde das Magazin von Beginn an durch Werbung: Anzeigen von kleinen Konzertveranstaltern, Clubs und Indie-Labels, aber auch von großen Plattenfirmen, Kleidungsmarken oder Gadget-Herstellern. Aber die Zeiten haben sich geändert. »Die Anzeigen von großen Marken sind weniger geworden«, sagt Daniel Koch, »Musikjournalismus ist ein schwieriger Markt.« Die Redaktion versuchte deshalb, den Rückgang bei den Werbeeinnahmen durch Dienstleistungen für Dritte, wie etwa die Telekom oder Streamingdienste, wettzumachen. »Für das Herzblut-Ding, das Magazin, blieb immer weniger Zeit«, sagt Koch.

 

Hinzu kam, dass aus dem Intro-Magazin ein kleines Musik-imperium erwachsen war. Verlagsgründer Matthias Hörstmann hatte in den Nullerjahren die Möglichkeit, Mitveranstalter beim »Melt!«-Festival zu werden, das in einem ehemaligen Tagebau in Sachsen stattfindet. Aus dieser Beteiligung erwuchsen eine Booking-Agentur sowie weitere Festival-Firmen, an denen Hörstmann beteiligt ist. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, Intro über die Erlöse aus dem Konzertgeschäft querzufinanzieren? »Diese Firmen operieren alle getrennt voneinander«, sagt Daniel Koch. Es sei zwar vorgekommen, dass Hörstmann Erlöse aus seinen anderen Geschäften in Intro gesteckt habe, »aber der Glaube war nicht mehr da, dass sich das Blatt wenden wird«.

 

Ende Juni soll eine letzte Ausgabe des Intro-Magazins erscheinen, verbunden mit einer Abschieds-party. »Vermutlich wird es eine thematische Ausgabe zum Thema ›Scheitern‹«, sagt Daniel Koch. »Wir wollen nicht mit einem Trauermarsch aufhören, sondern mit einem guten Heft.«

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